Walter Klook (1892 - 1945)
In Baden verhafteter „Gewitter“-Häftling
23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
06.10.1944 Entlassung im KZ Mauthausen
Walter Klook wurde am 24. Februar 1892 in Stralsund (Vorpommern) als Sohn von Carl und Albertine Klook geboren. Seine Konfession war römisch-katholisch. Er erlernte das Schmiedehandwerk, arbeitete dann aber als Maschinenschlosser. Seit 1916 war er verheiratet mit der 1891 in Sinzheim, Kreis Rastatt, geborenen Mathilde Stich und hatte zwei 1919 und 1920 geborene Kinder. Die Familie wohnte in Rastatt, Todtstraße 47 (die Todtstraße wurde nach dem Krieg in Kaiserstraße umbenannt).
Walter Klook gehörte der SPD bis zur deren Auflösung 1933 an und war zuletzt Vorsitzender der Ortsgruppe Rastatt. Auch gewerkschaftlich war er aktiv als Betriebsrat in den Steinzeugwerken Rastatt. Unter den Nationalsozialisten wurde er aus politischen Gründen entlassen und war daraufhin arbeitslos bis er 1936 als Hilfsarbeiter beschäftigt wurde. Im März 1938 fand er beim Kältemaschinenhersteller Stierlen-Werke in Rastatt eine neue, seiner Ausbildung entsprechende Anstellung.
1940 war er einem vereinzelten Hinweis zufolge aus unbekannten - vermutlich politischen - Gründen im Zuchthaus Brandenburg-Görden inhaftiert.
Am 22. August 1944 wurde Walter Klook, wahrscheinlich frühmorgens, an seinem Wohnsitz in Rastatt im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) festgenommen. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am folgenden Tag wurde er von der Gestapo – Stapoleitstelle Karlsruhe – in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23146). Als das Hauptlager Natzweiler wenig später angesichts der näherrückenden Front aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport am 6. September 1944 in das KZ Dachau (Häftlingsnummer 102123 „Sch.“ - Schutzhaft) und dann in das Außenlager Allach. Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 98379 „Polit“). Von Mauthausen kam er am 19. September 1944 in das benachbarte KZ Gusen und am 6. Oktober zurück in das Hauptlager Mauthausen, wo er noch am selben Tag entlassen wurde. Ein SS-Mann brachte ihn zusammen mit den ebenfalls entlassenen Häftlingen Franz Roth und Wilhelm Rommel zum Bahnhof Mauthausen, von wo er, versehen mit einem Begleitschreiben des Leiters der Verwaltung des KZ Mauthausen an die „Strafentlassenen-Fürsorgestelle“, die Heimreise antreten konnte.
Die Freiheit währte nur kurz. Im November 1944 wurde er zum „Deutschen Volkssturm“ eingezogen. Er geriet in französische Gefangenschaft und starb am 15. Mai 1945 in Bruyères in den Vogesen.
Im November 1945 beantragte die Witwe Wiedergutmachung beim Wiedergutmachungsamt Rastatt. Dieses erklärte den Wiedergutmachungsanspruch jedoch als nicht auf sie vererbbar, weshalb sie von entsprechenden Leistungen ausgeschlossen war. Einen erneuten Antrag stellte sie im Juni 1957 beim nunmehr zuständigen Landesamt für die Wiedergutmachung Freiburg, als sie per Erbschein nachweisen konnte, dass sie selbst zu 1/4 und die beiden Kinder zu je 3/8 erbberechtigt waren.
Im April 1958 erhielt der Öffentliche Anwalt für die Wiedergutmachung vom Internationalen Suchdienst (ITS) in Arolsen eine Inhaftierungsbescheinigung für Walter Klook. Ein entsprechendes Dokument wurde im Sommer 1963 dem Oberstaatsanwalt Köln zugeleitet.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Walter Klooks Wohnsitz zum Zeitpunkt seiner Verhaftung: Kaiserstraße 27 in Rastatt.
Quellen
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.2.2.1 Listenmaterial Gruppe P.P. / Zu- und Entlassungslisten, Transportlisten sowie Namenverzeichnisse des Zuchthauses und der Sicherungsanstalt Brandenburg-Görden
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau / Walter Klook
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen / Walter Klook
Korrespondenzakte TD 685947
Staatsarchiv Freiburg
F 196/1 Nr. 10910 (Wiedergutmachung)
D 180/2 Nr. 232072, 222480 (Spruchkammer)
© Recherche und Text:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Oktober 2023
www.kz-mauthausen-bw.de