Direkt zum Inhalt
« Zurück

Adolf Stirm (1903 - 1940)

Zeuge Jehovas

29.03.1936 erste Verhaftung durch Gestapo
04.10.1938 Verurteilung durch Kriegsgericht
15.09.1939 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
24.02.1940 Tod im KZ Mauthausen


Adolf Stirm wurde am 16. März 1903 in Rielingshausen (heute ein Ortsteil von Marbach/Neckar) in eine Bauern- und Weingärtnerfamilie geboren. Der Vater starb bereits 1917, die tiefgläubige Mutter sorgte für eine nachhaltige religiöse Unterrichtung. Adolf blieb ledig und arbeitete auf verschiedenen Bauernhöfen. 1932 schloss er sich den Zeugen Jehovas an.

Image
Stirm_Portrait
Adolf Stirm. (Markus Herrberger: https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)

 Auch nach dem Verbot der "Internationalen Vereinigung ernster Bibelforscher" (IBV) durch die Nationalsozialisten - in Württemberg zum 1. Februar 1934 - setzte er seine missionierende Tätigkeit fort. Ende März 1936 wurde er wegen Verteilens religiöser Schriften zum ersten Mal verhaftet. Anfang 1937 verurteilte ihn das Sondergericht Stuttgart zu drei Monaten Gefängnis wegen Betätigung für die verbotene IBV.

Am 3. August 1938 erfolgte die Einberufung Adolf Stirms zu einer Waffenübung zum Flak-Regiment 25 nach Ludwigsburg, der er auch Folge leistete. Er verweigerte jedoch aus religiösen Gründen die Annahme eines Stahlhelms und eines Seitengewehrs und ebenso die spätere Vereidigung. Man überstellte ihn daraufhin an das Luftwaffengericht München, das eine psychiatrische Begutachtung anordnete. Der Gutachter beim Standortlazarett München attestierte Adolf Stirm zwar eine "psychopathische Persönlichkeit", die ihn jedoch nicht vor einer mehrmonatigen, vom Kriegsgericht im Oktober 1938 verhängten Gefängnisstrafe bewahrte, die er im Wehrmachtsgefängnis Germersheim verbüßte. Nach Strafende beantragte die Gestapo Schutzhaft, da wegen "seiner noch unbelehrbaren Einstellung zu befürchten" stehe, dass er sich weiterhin für die IBV betätigen werde. Bis zu seiner Verbringung nach Dachau wurde Adolf Stirm im Polizeigefängnis Welzheim "geparkt".

Am 15. September 1939 traf er im KZ Dachau (Häftlingsnummer 35668) ein. Bereits zwei Wochen später wurde er im Zuge der vorübergehenden Räumung von Dachau zusammen mit rund 1600 weiteren Dachau-Häftlingen, darunter zahlreiche Glaubensgenossen, in das KZ Mauthausen überstellt. Den dortigen unmenschlichen Lebensbedingungen hielt Adolf Stirm nur wenige Monate stand. Am 24. Februar starb er laut Sterbeurkunde an Lungenentzündung, Herz- und Kreislaufschwäche. Glaubensgenossen berichteten später von seinem "elenden Hinsiechen" im Seuchenblock.

Am 29. Juni 2019 wurde in der Langestraße 15 in Rielingshausen ein Stolperstein zu seinem Gedenken verlegt.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die letzte Wohnadresse von Adolf Stirm, Langestraße 15 in 71672 Rielingshausen.


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.2. Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Dachau, Adolf Stirm
Liste Dachauer Häftlinge 28.2.40: Nr. 555 Vermerk "+"

Memorial Mauthausen (online: https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)

Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)

Marcus Herrberger, Biografie von Adolf Stirm in: https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)

 


© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Juli 2021
www.kz-mauthausen-bw.de