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August Maisch (1886 - 1942)

"... ein Mensch, der für das Leben in der Freiheit nicht taugt"

21.08.1936 Anordnung der Sicherungsverwahrung
29.12.1942 Tod im KZ Mauthausen


August Maisch wurde am 22. August 1886 in Steinenbronn (im heutigen Landkreis Böblingen) als Sohn eines Zimmermanns geboren und ist, wie es hieß, "in bescheidenen, aber geordneten Verhältnissen herangewachsen". In Ermangelung anderer Quellen zur Person August Maischs stützen sich die folgenden Angaben auf die Gefangenenakte des Zuchthauses Ludwigsburg, aus der auch die oben zitierte Wertung stammt.

Nach dem Besuch der Voksschule absolvierte er eine vierjährige Lehre zum Zimmermann, übte seinen Beruf nach dem Abschluss aber nur noch selten aus. Er blieb ledig, wohnte manchmal bei seinem Bruder in Steinenbronn, einen festen Wohnsitz scheint er nicht gehabt zu haben. Seinen Lebensunterhalt verschaffte er sich größtenteils mittels kleinkrimineller Delikte.

Am 21. August 1936 verurteilte ihn das Schöffengericht Heilbronn wegen "Betruges im Rückfall" zu zwei Jahren Zuchthaus und ordnete die anschließende Sicherungsverwahrung an. Sowohl August Maisch wie auch die Staatsanwaltschaft legten Widerspruch dagegen ein. In der Revisionsverhandlung am 15. Oktober 1936 verringerte die II. Große Strafkammer des Landgerichts Heilbronn das Strafmaß auf ein Jahr drei Monate Zuchthaus mit Anrechnung der 6 1/2 Monate Untersuchungshaft, die Anordnung der Sicherungsverwahrung wurde aber bestätigt.

Image
Maisch, August, SV, Ed
August Maisch, erkennungsdienstliches Foto, Staatsarchiv Ludwigsburg

In dem Abschlussgutachten des Zuchthauses Ludwigsburg vom 27. Juli 1937 wurde er wegen seines Lebenswandels entsprechend charakterisiert:
Straffällig wurde er "nach seiner Angabe aus Arbeitsmangel, in Wahrheit aus Arbeitsscheu und weil er sein Leben lieber durch Betrügereien fristete. Seit 1906 ist er wegen Betrugs im Ganzen 27 Mal bestraft worden, daneben hatte er auch wegen Diebstahls und schweren Diebstahls, sowie wegen Urkundenfälschung Strafen zu verbüssen. Die Betrugsstrafen betreffen regelmäßig Einmiet- und Kostschwindeleien, Darlehensschwindeleien, Zechprellereien etc. In früheren Jahren hat er auch öfters einen Vertrag über ein Arbeitsverhältnis abgeschlossen und den Arbeitgeber zu einem Darlehen bestimmt, worauf er verschwand. Es handelt sich bei den Betrügereien meist um kleinere Beträge. Seit Mai 1908 hat der Gefangene mehr als 16 1/2 Jahre im Gefängnis oder Zuchthaus zugebracht. [...]
Seine Führung im Strafvollzug ist im allgemeinen geordnet. Sobald er unter Aufsicht ist, zeigt er sich fleissig und arbeitswillig. Er macht auch sonst durch sein Verhalten keinerlei Schwierigkeiten, ist ruhig und verträglich und hält sich von andern [sic] Gefangenen zurück. Im übrigen ist er ein Mensch, der für das Leben in der Freiheit nicht taugt, weil er seinem betrügerischen Hang unfehlbar immer wieder zum Opfer fällt. Die Rückkehr in die Freiheit würde ihn auch dadurch in neue Schwierigkeiten bringen, dass er bei dem Bruder, der sich bisher seiner angenommen hatte, keine Unterkunft und Aufnahme mehr findet. Er wird am besten durch die Verwahrung der menschlichen Gesellschaft entzogen. Die soziale Prognose ist als ausgesprochen ungünstig zu bezeichnen."

Nachdem er seine Strafe im Zuchthaus Ludwigsburg am 30. Juni 1937 verbüßt hatte, wurde er in die Sicherungsanstalt (eine Abteilung im Gefängnis, in die die Sicherungsverwahrten nach Strafverbüßung in den Maßregelvollzug überstellt wurden) Straubing überführt. Im September 1942 vereinbarte Reichsjustizminister Otto Georg Thierack mit dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler die schubweise Auslieferung aller Sicherungsverwahrten, die bisher der Justiz unterstanden und in den Sicherungsanstalten einsaßen, an die Polizei (nur Gestapo oder Kripo konnten, über Antrag beim Reichsicherheitshauptamt, KZ-Einweisungen vornehmen). In den Konzentrationslagern sollten sie - wie es explizit hieß - der „Vernichtung durch Arbeit“ preisgegeben werden.

August Maisch war vermutlich bei einem der ersten Transporte von Sicherungsverwahrten ("SV") in das Konzentrationslager Mauthausen, die Ende November 1942 begannen, mit dabei. Die Mortalitätsrate der "SV"-Häftlinge war extrem hoch, ihre KZ-Überlebenszeit betrug oft nur wenige Wochen. Auch August Maisch überlebte nicht lange, er starb am 29. Dezember 1942 im Alter von 56 Jahren.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt August Maischs Geburtsort Steinenbronn (Kreis Böblingen).

 
Quellen

Staatsarchiv Ludwigsburg
E 356 d V Bü 1328

Memorial Mauthausen
(https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)


© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: April 2024
www.kz-mauthausen-bw.de