Edwin Heck (1905 - 1944)
"nach seiner seelischen und körperlichen Artung für die Sicherungsverwahrung geeignet"
21.12.1936 Anordnung der Sicherungsverwahrung
23.03.1944 KZ Mauthausen
23.04.1944 Tod im KZ-Außenlager Schwechat
Edwin Heck wurde am 4. Dezember 1905 in Karlsruhe geboren. Eine Mechanikerlehre brach er ohne Abschluss ab. Von seinem Leben kennen wir lediglich einige wenige, in den überlieferten Gerichtsakten aufgeführte, Stationen und Beurteilungen aus medizinischen Gutachten.
Aufgrund von Erhebungen über seinen Leumund gelangte die Staatsanwaltschaft zu der Ansicht, Heck habe bereits in seiner Jugend als ein „Tunichtgut“ und „Taugenichts“ gegolten. Alles, was zu Hause nicht niet- und nagelfest gewesen sei, habe er zu Geld gemacht und dieses "meist mit Frauenzimmern durchgebracht". Ab dem 19. Lebensjahr sei er nicht mehr viel im elterlichen Haus gewesen und wiederholt ins Gefängnis gekommen.
In den 1920er/frühen 1930er Jahren wechselte er häufig die Arbeitsstellen und kam immer wieder wegen Betrugsdelikten ins Gefängnis. Unter anderem erschlich er sich das Vertrauen seiner von der NS-Ideologie durchdrungenen Opfer dadurch, dass er sich als NSDAP-Mitglied, "alter Kämpfer" und/oder SS-Mann ausgab. Bei einer Vernehmung räumte er ein, sich nur von März bis Dezember 1932 für die NSDAP betätigt zu haben. Bei der SS in Landau sei er zwar im Oktober 1932 aufgenommen, aber bereits im Dezember desselben Jahres wieder ausgeschlossen worden. Im Zeitraum ab 1925 bis August 1936 wurde er insgesamt siebzehnmal wegen Betrugs, Unterschlagung, Bettelei, aber auch Waffenbesitz zu - meist kürzeren - Haftstrafen verurteilt.
Am 11. September 1936 wurde Edwin Beck ins Karlsruher Bezirksgefängnis I eingeliefert. Laut Bericht des Kriminalsekretärs, der die vorausgegangene Anzeige bearbeitete, hatte der Geschädigte Heck gefunden und ihn der Kripo übergeben.
Ein medizinisches Gutachten vom 12. November 1936 bescheinigte Heck, körperlich und geistig gesund, somit voll zurechnungsfähig zu sein. Zugleich wurde jedoch vermerkt: "In seelischer Hinsicht handelt es sich um einen willensschwachen, triebhaften, sittlich minderwertigen, haltlosen Abartigen [...], nach seiner seelischen und körperlichen Artung für die Sicherungsverwahrung geeignet."
Am 21. Dezember 1936 verurteilte ihn das Sondergericht Mannheim als "gefährlichen Gewohnheitsverbrecher" wegen fortgesetzten Diebstahls und Unterschlagung zu 3 Jahren Zuchthaus. Außerdem ordnete das Gericht die anschließende Sicherungsverwahrung an.
Nach Verbüßung der Strafhaft im Zuchthaus Bruchsal wurde Edwin Heck am 8. Januar 1940 in die Sicherungsanstalt (eine Abteilung im Gefängnis, in die die Sicherungsverwahrten nach Strafverbüßung in den Maßregelvollzug überführt wurden) nach Schwäbisch Hall verschubt.
Im September 1942 vereinbarte Reichsjustizminister Otto Georg Thierack mit dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler die schubweise Auslieferung aller Sicherungsverwahrten, die bisher der Justiz unterstanden, an die Polizei (nur Gestapo oder Kripo konnten, über Antrag beim Reichsicherheitshauptamt, KZ-Einweisungen vornehmen). In den Konzentrationslagern sollten sie - wie es explizit hieß - der „Vernichtung durch Arbeit“ preisgegeben werden.
Am 23. März 1944 wurde Edwin Heck zusammen mit 66 weiteren Sicherungsverwahrten, darunter auch etliche forensische Patienten, von Schwäbisch Hall in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 59300 mit der Kategorie „SV“ (Sicherungsverwahrter). Kurz nach seiner Ankunft muss er in das Mauthausen-Außenlager Schwechat überstellt worden sein (1942 hatten die Heinkel-Werke ihre Flugzeugfertigung auf das Areal des heutigen Flughafens Wien-Schwechat verlegt. Häftlinge des KZ Mauthausen wurden hier beim Bau von Militärflugzeugen eingesetzt). Am 23. April 1944 starb Edwin Heck dort im Alter von 38 Jahren bei einem Bombenangriff der alliierten Luftstreitkräfte auf das Lager.
Da uns keine Wohnadresse von ihm bekannt ist, zeigt die Markierung auf der Übersichtskarte Edwin Hecks Geburtsort Karlsruhe.
Quellen
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Edwin Heck
Generallandesarchiv Karlsruhe
507 Nr. 666
Memorial Mauthausen
(https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)
Archiv Memorial Mauthausen
Zugangsliste Mauthausen vom 23. März 1944
Häftlingsdatenbankauszug vom 27.4.2023
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: November 2025
www.kz-mauthausen-bw.de