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Emil Kretz (1892 - 1941)

21.02.1941 KZ Dachau
11.03.1941 KZ Mauthausen
06.12.1942 Tod KZ Mauthausen

Emil Kretz wurde am 18. Februar 1892 in Allmendingen im Landkreis Ehingen geboren und ist dort zusammen mit seinen beiden Brüdern und Schwestern aufgewachsen. Nach dem achtjährigen Besuch der örtlichen Volksschule arbeitete er in einer Zementfabrik, auf verschiedenen Baustellen, bei Bierbrauereien und Speditionen. Von 1915 bis 1918 war er Soldat im 1. Weltkrieg. In der Zeit von 1920 bis 1928 hielt er sich vorwiegend im Ruhrgebiet auf, kehrte jedoch auch immer wieder zu seinen Eltern nach Allmendingen zurück. Sie standen stets zu ihm, behandelten ihn gut und trugen ihm seine diversen Straftaten nicht nach.
 
Im Jahr 1914 stand er erstmals wegen einer Körperverletzung vor Gericht, die jedoch, betrachtet man die geringe Strafhöhe von zwei Wochen Gefängnis, vermutlich nicht allzu gravierend gewesen sein dürfte. In den Jahren 1921 bis 1929 folgten sechs Verurteilungen wegen Diebstahls mit Gefängnisstrafen zwischen zwei Wochen und mehreren Monaten und zwei Verurteilungen wegen „schweren Diebstahls“ zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis sowie drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus. Trotz der immer höheren Strafen konnte er von den Diebstählen nicht lassen. Nach einer mehrjährigen Pause wurde das letzte aktenkundige Urteil gegen ihn am 8. Mai 1936 gesprochen. Für einen schweren Diebstahl im Rückfall, Hausfriedensbruch und einfache Körperverletzung musste er dieses Mal ein weiteres Jahr und drei Monate im Zuchthaus verbringen.
Zur Anklage standen ein Einbruch in eine Schreinerwerkstatt, ein weiterer in eine Wohnung und zuletzt in ein Auto, aus dem zwei Mäntel entwendet worden waren. Von einem Diebesgut aus den zwei erstgenannten Einbrüchen ist keine Rede. Dafür jedoch von einer Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Wohnungseinbruch.

Vor seiner Entlassung aus dem Zuchthaus Ludwigsburg im August 1937 wurde ein Abschlussgutachten erstellt, in dem die Zuchthausverwaltung festhielt, dass er wegen der großen „zeitlichen Abstände seiner Straftaten wohl nicht als gewohnheitsmäßiger Verbrecher anzusehen“ sei. Der „gute Kern ihn ihm“ sei nicht ganz verschwunden. „In der Strafanstalt führte er sich geordnet und verrichtete die ihm gewiesene Arbeit willig. Es besteht noch eine gewisse Aussicht, daß er bei geeigneter Führung langsam doch wieder den Anschluß an die anständige Menschheit findet. Allerdings müssen dabei verschiedene sehr günstige Umstände mitwirken. Die vorläufige soziale Prognose ist u n s i c h e r.“

Image
Dachau
Schreibstubenkarte KZ Dachau

Im August 1937 endete die Strafhaft von Emil Kretz. Über die darauf folgenden dreieinhalb Jahre bis zu seiner Einweisung in das Konzentrationslager Dachau am 21. Februar 1941 liegen keine Informationen vor. Im KZ Dachau wurde er als "PSV"-Häftling (polizeiliche Sicherungsverwahrung) mit der Häftlingsnummer 23879 geführt und mit dem grünen Winkel der „Kriminellen“ gekennzeichnet. Am 10. März 1941 wurde er ins KZ Mauthausen überstellt. Dort wurde er als "Berufsverbrecher" (BV) registriert und erhielt die Häftlings-Nummer 405, die Farbe seines Winkels war weiterhin grün. Laut Totenbuch des Jahres 1941 unter der laufenden Nummer 1119, ist er am 6. Dezember 1941 um 14:30 Uhr an einer angeblichen „Leberschrumpfung“ im Alter von 49 Jahren verstorben. Die in den Todesmeldungen angeführten Todesursachen waren häufig fingiert und sollten die wirklichen Gründe verschleiern. Die meisten KZ-Häftlinge starben infolge der grausamen Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Im „Raum der Namen“ auf der Homepage der Gedenkstätte Mauthausen wird Emil Kretz zusammen mit mehr als 84.000 im Lagersystem Mauthausen verstorbenen Häftlingen genannt. Dies ist vermutlich der erste und bisher einzige öffentliche Hinweis auf sein Verfolgungsschicksal.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt auf die elterliche Wohnadresse, damals Mühlgasse 16, heute Mühlgasse 12, in Allmendingen.


Quellen
Staatsarchiv Ludwigsburg: E 356 d V Bü 1071

ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.6 Schreibstubenkarte Dachau/ Emil Kretz
1.1.26 Totenbuch Mauthausen/ Emil Kretz

Mauthausen Memorial https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/

Bildnachweis
ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Schreibstubenkarte Dachau, Emil Kretz


© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: August 2021
www.kz-mauthausen-bw.de