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Franz Martin (1905 - 1940)

05.01.1940 gestorben im KZ Mauthausen

Franz Martin wurde am 6. März 1905 in Impfingen, Kreis Tauberbischofsheim, in Baden als Sohn des Küfers Michael Martin und der Hausfrau Anna, geb. Hingar, geboren. Mit seinen sechs Geschwistern wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf. Besonders prekär wurde die wirtschaftliche Lage für die Familie nachdem der Vater 1912 verstorben war. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Franz Martin eine Möbelschreinerlehre, die er 1922 mit der Gesellenprüfung abschloss. Er zog ins württembergische Ludwigsburg um und heiratete im März 1932 Gertrud Pfleiderer. Die Ehe blieb kinderlos. Bis zu seiner Verhaftung arbeitete er in der Schreinerei Jenner&Söhne in Ludwigsburg.

Franz Martin war aktives Mitglied der KPD und des "Kampfbundes gegen den Faschismus". Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 setzte er die Arbeit für die nun verbotene KPD illegal fort, hauptsächlich als Kurier und Verbindungsmann zu verschiedenen Widerstandsgruppen.

Im Zusammenhang mit der Aufdeckung einer größeren kommunistischen Widerstandsgruppe im Stuttgarter Raum wurde er Anfang November 1935 von der Württembergischen Politischen Polizei (Gestapo) verhaftet. Es folgten acht Monate in Polizei- und zwölf Monate in Untersuchungshaft. Am 30. Juni 1937 verurteilte ihn das Oberlandesgericht Stuttgart wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" wegen Abnahme und Verteilung kommunistischer Schriften zu zweieinhalb Jahren Haft, abzubüßen im Zuchthaus Ludwigsburg. Die Zeit der Untersuchungshaft wurde angerechnet.

Im Februar/März 1938 holte die Gestapo Franz Martin für mehrere Wochen zu Vernehmungen und Gegenüberstellungen aus der Strafhaft. Einen Besuch seiner Ehefrau in der Stapoleitstelle im Stuttgarter "Hotel Silber" beendete der zuständige Gestapobeamte Mauch dadurch, dass er Martin die steinerne Treppe hinunterstieß, wodurch dessen Kniegelenk verletzt wurde. Bei dieser Gelegenheit versetzte Mauch auch die Ehefrau in Schrecken mit der Drohung einer KZ-Einweisung ihres Gatten, wenn er keine Namen preisgeben würde. Zynisch bemerkte er, dass sie ihren Ehemann vielleicht nicht wiedersehen würde. In Dachau könne "es sein, dass ihm der Schnaufer ausgeht."

Wegen seiner Verletzung kam Franz Martin nach den Vernehmungen zur weiteren Strafverbüßung in das Vollzugskrankenhaus Hohenasperg, einer Zweigstelle des Zuchthauses Ludwigsburg. Auf Antrag des dortigen Medizinalrates überwies man ihn im Juli 1938 an die Chirurgische Universitätsklinik Tübingen, um dort die Meniskusluxation zu operieren. Ein Gnadengesuch seiner Ehefrau an den Generalstaatsanwalt des Oberlandesgerichtes Stuttgart wies dieser mit der Begründung ab, der gesundheitliche Zustand ihres Mannes gäbe zu Befürchtungen keinen Anlass.

Wie bei aus politischen Gründen Verurteilten generell verlangt, informierte das Zuchthaus Ludwigsburg die Stapoleitstelle Stuttgart über das anstehende Strafende. Die Gestapo-Schutzhaftabteilung reagierte umgehend und verlangte, Martin nach Strafverbüßung zum Jahresende 1938 "zur Prüfung der Schutzhaftfrage" in das Polizeigefängnis II zu "verschuben". Es folgten drei Monate in dem der Stuttgarter Gestapo unterstellten Polizeigefängnis Welzheim.

Nachdem die Bestätigung des Schutzhaftantrages durch das Berliner Geheime Staatspolizeiamt eingetroffen war, verbrachte man Franz Martin in das KZ Dachau. Nach fünf Monaten wurde er am 28. September 1939 zusammen mit anderen Dachauer Häftlingen ins KZ Mauthausen überstellt. Bereits drei Monate später, am 5. Januar 1940, wurde sein Tod registriert. Angeblich verstorben an chronischem Magen- und Darmkatarrh. Seine Frau erhielt die lapidare Nachricht: "Ehemann heute verschieden. Näheres durch Polizei."

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die Bietigheimer Straße 21 in Ludwigsburg, wo 2009 ein Stolperstein für Franz Martin verlegt wurde.

 

Quellen und Literatur

Staatsarchiv Ludwigsburg
EL 350 I Bü 112; E 356 d V Bü 1681

Auskunft des Archivs der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Roland Maier: Gottfried Mauch. Der Schrecken der Zwangsarbeiter. In: Abmayr, Hermann (Hg.), Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer zum Massenmörder. Stuttgart 2009.

 

© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: 2015
www.kz-mauthausen-bw.de