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Fridolin Maurer

(geb. 1896)

Badischer „Gewitter“-Häftling

23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
18.10.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen

Fridolin Maurer wurde am 2. März 1896 in Espasingen (heute ein Stadtteil von Stockach im Landkreis Konstanz) geboren. Er besuchte acht Jahre die Volksschule und wurde von Beruf Schmelzer beziehungsweise Eisengießer. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit einem Orden dekoriert. Seit 1923 war er mit Maria, geborene Regenscheid, verheiratet und hatte zwei Kinder, die beide früh verstarben. Die Familie wohnte seit 1929 in Singen (Hohentwiel) in der Marienstraße 3.

Maurer war seit 1923 Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD) und vom 16. November 1930 bis zum Verbot der Partei 1933 Mitglied des Bürgerausschusses seiner Heimatstadt. Maurer: „Nach der Machtübernahme durch die NSDAP habe ich auf Weisung der Leitung der kommunistischen Partei versucht, die KP. illegal organisatorisch weiterhin aufrecht zu erhalten. Auch nach Verbot der Partei ist in Singen regelmäßig der Mitgliedsbeitrag eingezogen und antifaschistische Schriften an die Mitglieder und an die Bevölkerung verteilt worden. Bei all diesen Arbeiten habe ich mitgewirkt.“

Im Juni 1933 wurde er wegen des Verdachts auf illegale politische Tätigkeit von der Kriminalpolizei in Untersuchungshaft genommen, musste dann aber aus Mangel an Beweisen Mitte August 1933 wieder entlassen werden. Nach eigenen Angaben hat Maurer auch danach weiter im Sinne der KPD gewirkt.

Am 22. August 1944 wurde er im Zuge der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) verhaftet. Die Aktion betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und des Zentrums sowie weiterer Partien der Weimarer Republik. Am folgenden Tag wies die Gestapo – Stapoleitstelle Karlsruhe – Fridolin Maurer in das Konzentrationslager Natzweiler ein; Häftlingsnummer 23325 "Pol. R.D." (deutscher politischer Schutzhäftling). Da angesichts der sich nähernden Front wenig später die Auflösung dieses Lagers im Elsass anstand, wurde er am 4./6. September 1944 per Sammeltransport von Natzweiler in das KZ Dachau verbracht (Häftling Nummer 101702). Bald darauf, am 14. September 1944, wurde er zusammen mit weiteren badischen „Gewitter“-Häftlingen dem Konzentrationslager Mauthausen überstellt, wo der Transport am übernächsten Tag eintraf. Maurer erhielt die Mauthausen-Häftlingsnummer 98645 „Polit“ (Kategorie: Politisch). Zum Arbeitseinsatz kam er bis zum 6. Oktober in das Mauthausen-Außenlager Linz.  Am 18. Oktober 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen mit der Auflage, sich sofort bei der Gestapo und werktäglich bei der Ortspolizei zu melden, entlassen.

Image
Maurer, F, Entlassungsschein
Entlassungsschein (Original) der Kommandantur des KZ Mauthausen mit Stempel des Polizeireviers Singen, StAF F 196/1 Nr. 584

Am 7. April 1946 beantragte Maurer Wiedergutmachung bei der Zweigstelle Singen der Badischen Landesstelle für die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus. Später ging die Zuständigkeit auf das Landesamt für die Wiedergutmachung über. Am 18. Juni 1963 übersandte der Internationale Suchdienst (ITS) in Arolsen eine Inhaftierungsbescheinigung für Fridolin Maurer an den Oberstaatsanwalt in Köln für einen nicht genannten Verwendungszweck.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Fridolin Maurers Wohnsitz zur Zeit seiner Verhaftung Marienstraße 3 in Singen (Hohentwiel). Nach dem Krieg wohnte er in der Ekkehardstraße 98 in Singen.

 

Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Fridolin Maurer
DocID: 124088798 ff. (Fridolin Maurer)
Korrespondenzakte T/D 771207

Generallandesarchiv Karlsruhe
Eintrag in 233 Nr. 53720 (= Verleihung der silbernen Verdienstmedaille am Bande der militärischen Karl-Friedrich-Verdienstmedaille / 1918)

Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 220970 (Spruchkammer)
F 196/1 Nr. 584 (Wiedergutmachung)

 

    © Recherche und Text:
    Roland Maier, Stuttgart
    Stand: Oktober 2023
    www.kz-mauthausen-bw.de