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Fritz Restle

(1895-1981)

Badischer „Gewitter“-Häftling

23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
02.11.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen

 

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Restle
Fritz Restle, Bildquelle: Pro Stolpersteine Villingen-Schwenningen e.V.

Fritz Restle wurde als Sohn einer Bauernfamilie am 4. April 1895 in Rengetsweiler, einem 300-Seelen-Straßendorf bei Meßkirch, geboren. Nach der Volksschule erlernte er den Beruf des Werkzeugschlossers. Zunächst Mitglied der Christlichen Metallarbeitergewerkschaft, wechselte er nach dem Ersten Weltkrieg zum Deutschen Metallarbeiter-Verband (DMV). 1917 trat er der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei, später war er Mitglied der SPD.

Fritz Restle arbeitete als Werkzeugschlosser bei der Firma Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt (SABA) und wohnte mit seiner Ehefrau Maria in Villingen in der Germanstraße 13.

Gewerkschaftlich betätigte er sich als Betriebsrat, dann als Betriebsratsvorsitzender. 1924 wurde er für die SPD in den Bürgerausschuss gewählt, ab 1930 bis zum Verbot seiner Partei 1933 saß er im Stadtrat. Im Jahr darauf wurde er auf Betreiben der nationalsozialistischen Betriebsobleute von der Firma SABA entlassen. Danach arbeitete er als Schlosser bei der Villinger Maschinen- und Elektro-Apparate-Fabrik Wilh. Binder. Während des Krieges nahmen die Restles ein Kleinkind zur Pflege auf.

Nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurde Fritz Restle im Zuge der „Aktion Gewitter“ (genannt auch Aktion Gitter oder Aktion Himmler) am 22. August 1944 verhaftet und am folgenden Tag auf Anordnung der Stapoleitstelle (Gestapo) Karlsruhe in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass verschleppt (Häftlingsnummer 23187 „Pol. R.D.“). Da das KZ-Hauptlager Natzweiler bald darauf wegen der sich nähernden Front aufgegeben werden musste, wurde Restle am 6. September mit einem großen Sammeltransport, in dem sich auch weitere badische "Gewitter"-Häftlinge befanden, in das Konzentrationslager Dachau in Bayern verlegt (Häftlingsnummer 101480 „Sch“ [Schutzhaft]). Von dort wurde er am 14./16. September in das Konzentrationslager Mauthausen überstellt und erhielt die Häftlingsnummer 98983, Kategorie „Polit“. Gesundheitlich durch die Haft stark geschädigt, wurde er aus dem KZ Mauthausen am 2. November mit polizeilichen Meldeauflagen nach Villingen entlassen.

Fritz Restle engagierte sich nach dem Krieg am Wiederaufbau der Metallarbeitergewerkschaft in Villingen, die er dann bis 1960 leitete. Auch an der Neugründung der SPD in Villingen im März 1946 war er beteiligt und wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Bis Ende der 60er Jahre vertrat er seine Partei im Gemeinderat.

Für seine KZ-Haft wurde er mit 350.- DM entschädigt. Sehr viel später erhielt er dann das Bundesverdienstkreuz. Fritz Restle starb 1981 in Villingen.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die Wohnadresse der Familie Restle in 78048 Villingen-Schwenningen, Germanstraße 13.


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler / Fritz Restle
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau / Fritz Restle
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen / Fritz Restle

Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 179943 (Spruchkammer)
F 196/1 Nr. 2828 (Wiedergutmachung)

Pro Stolpersteine Villingen-Schwenningen e.V.: Fritz und Maria Restle (04.04.1895-01.01.1981), 2014 (https://pro-stolpersteine-vs.de/biographien/index.php?storyNumber=49).


© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Juni 2022
www.kz-mauthausen-bw.de