Georg Bayer
geb. 1922
Ein forensischer Patient
1940 Heilanstalt Zwiefalten
23.03.1944 KZ Mauthausen
09.04.1944 KZ Ebensee
11.10.1944 Außenlager Saurer-Werke
23.04.1945 Außenlager Steyr-Münichholz
Georg Bayer wurde am 30. August 1922 in Allmendingen im heutigen Alb-Donau-Kreis geboren und römisch-katholisch getauft. Viel ist uns über sein Leben nicht bekannt. Als Beruf gab er Melker an. Bis zu seiner Einweisung in die Heilanstalt Zwiefalten im Jahre 1940 lebte er vermutlich bei seinen Eltern in der Bergstraße 36 in Allmendingen.
Um den Konzentrationslagern immer weitere Arbeitssklaven zuzuführen, griff Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler schließlich auch auf die arbeitsfähigen forensischen Anstaltspatienten zu. Die Leitungen verschiedener Anstalten in Baden und Württemberg listeten in diesem Zusammenhang im Laufe des Jahres 1943 „abgabefähige“ Patienten auf, die dann im Frühjahr 1944 ins KZ Mauthausen deportiert wurden.
Auch Georg Bayer wurde auf die Liste gesetzt. Am 21. März 1944 holten Beamte der Kriminalpolizei Stuttgart ihn und elf weitere Leidensgenossen aus der Anstalt Zwiefalten ab. Mit einem Sammeltransport deportierte man sie in das Konzentrationslager Mauthausen. Am 23. März 1944 wurde er dort mit der Häftlingsnummer 59275 und der Kategorie "SV" (Sicherungsverwahrter) registriert.
Am 9. April 1944 wurde er in das Mauthausen-Außenlager KZ Ebensee zum Stollenbau überstellt. Am 28. August 1944 erfolgte die Rücküberstellung ins Stammlager Mauthausen. Am 11. Oktober 1944 kam er zu den Saurer-Werken in Wien-Simmering, einem Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Und, nur wenige Tage vor der Befreiung, am 23. April 1945, noch in das Außenlager Steyr-Münichholz, wo die Steyr-Daimler-Puch AG Kugellager und Flugmotoren für die Rüstung fabrizierte. Die Häftlinge wurden auch beim Straßen-, Keller- und Bunkerbau eingesetzt. Am 5. Mai 1945 wurde Georg Bayer dort von der US-Armee befreit.
Er kehrte zurück in die Heilanstalt Zwiefalten. Später scheint er in Korb im heutigen Rems-Murr-Kreis gewohnt zu haben. Dort stellte er im Juli 1990 einen Antrag auf Entschädigung nach dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz (AKG). Das Allgemeine Kriegsfolgengesetz vom 1. Januar 1958 regelte Kriegsfolge- und Verfolgungsschäden, die nicht bereits durch andere Gesetze wie beispielsweise das Bundesentschädigungsgesetz (BEG) reguliert worden waren - eine Art letzte Instanz für diejenigen, die bisher keine Entschädigungsleistungen erhalten hatten. Leider geht aus den Dokumenten nicht hervor, ob Georg Bayers Bemühungen erfolgreich waren.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die elterliche Wohnadresse Georg Bayers, Bergstraße 36 in Allmendingen.
Quellen
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Georg Bayer
Korrespondenzakte T/D 1301961
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
E 151/53 Bü 500
Archiv Memorial Mauthausen
Zugangsliste Mauthausen vom 23. März 1944
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: November 2023
www.kz-mauthausen-bw.de
Ein forensischer Patient
1940 Heilanstalt Zwiefalten
23.03.1944 KZ Mauthausen
09.04.1944 KZ Ebensee
11.10.1944 Außenlager Saurer-Werke
23.04.1945 Außenlager Steyr-Münichholz
Georg Bayer wurde am 30. August 1922 in Allmendingen im heutigen Alb-Donau-Kreis geboren und römisch-katholisch getauft. Viel ist uns über sein Leben nicht bekannt. Als Beruf gab er Melker an. Bis zu seiner Einweisung in die Heilanstalt Zwiefalten im Jahre 1940 lebte er vermutlich bei seinen Eltern in der Bergstraße 36 in Allmendingen.
Um den Konzentrationslagern immer weitere Arbeitssklaven zuzuführen, griff Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler schließlich auch auf die arbeitsfähigen forensischen Anstaltspatienten zu. Die Leitungen verschiedener Anstalten in Baden und Württemberg listeten in diesem Zusammenhang im Laufe des Jahres 1943 „abgabefähige“ Patienten auf, die dann im Frühjahr 1944 ins KZ Mauthausen deportiert wurden.
Auch Georg Bayer wurde auf die Liste gesetzt. Am 21. März 1944 holten Beamte der Kriminalpolizei Stuttgart ihn und elf weitere Leidensgenossen aus der Anstalt Zwiefalten ab. Mit einem Sammeltransport deportierte man sie in das Konzentrationslager Mauthausen. Am 23. März 1944 wurde er dort mit der Häftlingsnummer 59275 und der Kategorie "SV" (Sicherungsverwahrter) registriert.
Am 9. April 1944 wurde er in das Mauthausen-Außenlager KZ Ebensee zum Stollenbau überstellt. Am 28. August 1944 erfolgte die Rücküberstellung ins Stammlager Mauthausen. Am 11. Oktober 1944 kam er zu den Saurer-Werken in Wien-Simmering, einem Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Und, nur wenige Tage vor der Befreiung, am 23. April 1945, noch in das Außenlager Steyr-Münichholz, wo die Steyr-Daimler-Puch AG Kugellager und Flugmotoren für die Rüstung fabrizierte. Die Häftlinge wurden auch beim Straßen-, Keller- und Bunkerbau eingesetzt. Am 5. Mai 1945 wurde Georg Bayer dort von der US-Armee befreit.
Er kehrte zurück in die Heilanstalt Zwiefalten. Später scheint er in Korb im heutigen Rems-Murr-Kreis gewohnt zu haben. Dort stellte er im Juli 1990 einen Antrag auf Entschädigung nach dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz (AKG). Das Allgemeine Kriegsfolgengesetz vom 1. Januar 1958 regelte Kriegsfolge- und Verfolgungsschäden, die nicht bereits durch andere Gesetze wie beispielsweise das Bundesentschädigungsgesetz (BEG) reguliert worden waren - eine Art letzte Instanz für diejenigen, die bisher keine Entschädigungsleistungen erhalten hatten. Leider geht aus den Dokumenten nicht hervor, ob Georg Bayers Bemühungen erfolgreich waren.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die elterliche Wohnadresse Georg Bayers, Bergstraße 36 in Allmendingen.
Quellen
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Georg Bayer
Korrespondenzakte T/D 1301961
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
E 151/53 Bü 500
Archiv Memorial Mauthausen
Zugangsliste Mauthausen vom 23. März 1944
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: November 2023
www.kz-mauthausen-bw.de