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Georg Herter

(geb. 1897)

1945 Bürgermeister von Lörrach-Hauingen

23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
02.11.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen

Georg Herter wurde am 7. November 1897 in Basel geboren. Er entstammte einer kinderreichen Familie. Als sein Beruf wird Elektriker beziehungsweise Heizer angegeben. Am 22. August 1944 soll der Kommunist „bei seiner Arbeit in der Tuchfabrik in Lörrach“1 verhaftet worden sein.
 
Der Zugriff erfolgte im Zuge der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 vorgenommenen reichsweiten Verhaftungsaktion „Gewitter“ (auch „Aktion Gitter“ und „Aktion Himmler“ genannt) . Die Aktion betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und des Zentrums sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Über das Gerichtsgefängnis Lörrach wurde Herter am folgenden Tag von der Gestapo – Stapoleitstelle Karlsruhe – in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23359). Als das Lager Natzweiler wenig später aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau, wo er als Schutzhäftling Nummer 102088 eingeschrieben und im KZ-Außenlager München-Allach für den Flugmotorenbau bei BMW eingesetzt wurde. Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, seine Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen. Hier bekam er die Häftlingsnummer 98234 (abweichende Angabe: 98797), Kategorie „Sch. D.R.“. Er wurde im Mauthausen-Außenlager mit dem Tarnnamen „Quarz“ bei der heutigen Stadtgemeinde Melk eingesetzt. Am 2. November 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen in die Heimat entlassen. Eine Zeitzeugin erinnerte sich: "Irgendwann später war Herr Herter wieder da. Er saß an einem Tisch in seiner Wohnung und weinte. Wir haben ihn gefragt: Was ist passiert? Seine Frau sagte: ‚Man hat uns verboten zu reden.‘“

Bei Kriegsende, am 24. April 1945, saß Herter in seiner kleinen Mietwohnung mit einem Fernglas am Fenster und beobachtete die Straße. Dann eilte er in die Wohnung der Vermieterin und rief ihr mit erregter Stimme zu: "Frau Panzer, die Franzosen kommen, hängen Sie die weiße Fahne raus". Eine weitere Zeitzeugin: "Herr Herter war wie von Sinnen, als er die Franzosen entdeckt hat. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er schrie wie wahnsinnig vor Freude. Er machte uns ein bisschen Angst." Im Gegensatz zu etlichen anderen Personen seiner sozialen Umgebung erlebte Herter den Einmarsch der französischen Truppen diesen Aussagen zufolge als die ersehnte Befreiung. Die französische Besatzungsmacht setzte Herter als Bürgermeister des damals noch selbständigen Ortes Hauingen ein. Bereits im folgenden Jahr sollte er dieses Amt jedoch wieder verlieren.

Für seine Wiedergutmachungsangelegenheiten war die Außenstelle Freiburg des Landesamts für die Wiedergutmachung zuständig.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt den Lörracher Teilort Hauingen.

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1 Badische Zeitung online v. 21.3.2021.


Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Georg Herter
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Georg Herter
DocID: 128452120

Archiv Mauthausen Memorial (AMM)
Y/43 (Liste)

Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 39688 (Spruchkammer)
F 196/1 Nr. 479 (Wiedergutmachung)
G 547/1 Nr. 4018 (Vormundschaft)

Annemarie Rösch: Wie ein Lörracher Ortsteil die französische Besetzung zum Kriegsende erlebte. Badische Zeitung online 21.3.2021.


© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Dezember 2022
www.kz-mauthausen-bw.de