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Georg Höfling

(geb. 1895)

Ein forensischer Patient


1942 Anordnung der Unterbringung in einer Heilanstalt
06.05.1944 KZ Mauthausen
17.02.1945 KZ Gusen
05.05.1945 im KZ Gusen befreit


Georg Höfling wurde am 25. Juli 1895 in Frankfurt am Main geboren. Er war katholisch getauft und hatte fünf Kinder, die Ehe war aber geschieden worden. Als Beruf gab er Glaspresser und Korbmacher an. Darüber, wie und wo er sein Leben zubrachte, wissen wir nur wenig.

Ende Juni 1942 kam Georg Höfling wieder einmal in die Gastwirtschaft der Winzig-Heiligs in Gottersdorf (heute ein Stadtteil von Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis). Er war dort bekannt, half ein wenig in der Landwirtschaft und übernachtete dann, wie schon des öfteren, bei den Gastleuten. Am nächsten Tag lieh er sich bei ihnen ein Herrenfahrrad im Wert von 50 Reichsmark und verschwand damit auf Nimmerwiedersehen. Die Wirtin erstattete Anzeige und am 26. November 1942 wurde Höfling wegen Unterschlagung (weil er das Fahrrad ja nicht gestohlen, sondern nur geliehen, aber nicht mehr zurückgebracht hatte) festgenommen und ins Landgerichtsgefängnis Mosbach (im heutigen Neckar-Odenwald-Kreis) eingeliefert. Im Strafverfahren erkannte das Gericht auf verminderte Schuldfähigkeit nach § 51 Abs. 1 Reichsstrafgesetzbuch und ordnete die Einweisung in die wenige Kilometer südlich von Heidelberg gelegene Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch an.

Um den Konzentrationslagern immer weitere Arbeitssklaven zuzuführen, griff Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler schließlich auch auf die arbeitsfähigen forensischen Anstaltspatienten zu. Die Leitungen verschiedener Anstalten in Baden und Württemberg listeten in diesem Zusammenhang im Laufe des Jahres 1943 „abgabefähige“ Patienten auf, die im Frühjahr 1944 von Kripobeamten aus den Anstalten abgeholt und ins KZ Mauthausen deportiert wurden.

Anfang Mai 1944 wurde Georg Höfling zusammen mit einigen anderen forensischen Patienten von Kripobeamten aus der Heilanstalt Wiesloch abgeholt und ins KZ Mauthausen deportiert. Dort trafen die Patienten am 6. Mai 1944 ein. Höfling erhielt die Häftlingsnummer 65432 und wurde als "SV" (Sicherungsverwahrter) registriert. Eine Kategorisierung, wie sie für ins KZ Mauthausen eingewiesene forensische Patienten üblich war.

Am 5. Juni 1944 wurde er in das damals neu eingerichtete Außenlager Linz III verlegt, wo die Häftlinge vor allem in der Panzerproduktion der Reichswerke Hermann Göring eingesetzt wurden. Vom 10. Oktober bis 5. Dezember 1944 lag er im Krankenrevier im Stammlager Mauthausen, bis 5. Februar 1945 ist auf seiner Häftlingspersonalkarte nur noch "Revier" oder "ohne Einsatz" vermerkt. Ab 17. Februar 1945 war er im KZ Gusen, wo er am 5. Mai 1945 befreit wurde.

Für den Mai 1956 ist ein Entschädigungsvorgang beim Bayrischen Landesentschädigungsamt vermerkt, für das der Internationale Suchdienst Arolsen eine Inhaftierungsbescheinigung ausstellte. Über den Fortgang des Verfahrens ist uns nichts bekannt.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt auf Georg Höflings letzte frei gewählte Wohnadresse Neuburg an der Donau, Münchnerstraße 280 1/6.


Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Georg Höfling
Korrespondenzakte TD 532675

Generallandesarchiv Karlsruhe
309 Nr. 5012


© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Januar 2024
www.kz-mauthausen-bw.de