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Heinrich Schneider (1880 - 1952)

Badischer "Gewitter“-Häftling

23.09.1944 KZ Natzweiler
16.09.1944 KZ Dachau
22.09.1944 KZ Mauthausen
01.11.1944 Entlassung aus dem KZ Mauthausen

Image
Schneider, Heinrich
Heinrich Schneider, Foto in seinem Ausweis für die Opfer des Nationalsozialismus vom 26.1.1946, StAF F 196/1 Nr. 868

Heinrich Schneider wurde am 11. Februar 1880 in Bretten geboren. Er war evangelisch getauft, verheiratet (seit 1941 verwitwet) und hatte eine 1904 geborene Tochter. Nach achtjährigem Volksschulbesuch hatte er das Schuhmacherhandwerk erlernt. Daneben findet sich auch die Berufsangabe Weber. 1916, im Ersten Weltkrieg, wurde ihm die silberne Verdienstmedaille am Bande der militärischen Karl-Friedrich-Verdienstmedaille verliehen. Er wohnte in Tiengen (heute: Waldshut-Tiengen) in der Hadlaubstraße 5.

 

Heinrich Schneider war Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD) und vor 1933 Mitglied der Bürgerausschussfraktion seiner Partei in Tiengen.

 

Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) in Waldshut festgenommen. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten, der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am Tag nach seiner Verhaftung wurde Schneider von der Stapoleitstelle Karlsruhe in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23173, Kategorie „Pol. R.D.“). Als das Lager Natzweiler wenig später angesichts der sich nähernden Front aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Schutzhäftling Nummer 102006). Dort wurde er im KZ-Außenlagerkomplex München-Allach (BMW-Flugmotorenproduktion) eingesetzt. Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 99192 „Polit“). Am 1. November 1944 wurde er unter den üblichen polizeilichen Meldeauflagen aus dem KZ Mauthausen entlassen.

 

Am 26. Januar 1946 stellte ihm die Badische Landesstelle für die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus den sogenannten roten Ausweis aus, der ihn berechtigte, „bei allen Behörden und Dienststellen bevorrechtigt behandelt zu werden“. Für die Wiedergutmachung seiner KZ-Haft war das Landesamt für die Wiedergutmachung, Außenstelle Freiburg, zuständig.

 

Heinrich Schneider starb am 15. Mai 1952 in Tiengen.

 

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Heinrich Schneiders Wohnadresse in der Hadlaubstraße 5 in Waldshut-Tiengen.

 

 

Quellen

 

ITS Digital Archive, Arolsen Archives

1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Heinrich Schneider

1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Heinrich Schneider

1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Heinrich Schneider

 

Generallandesarchiv Karlsruhe

Eintrag in 233 Nr. 43430

 

Staatsarchiv Freiburg

D 180/2 Nr. 222604 (Spruchkammer Südbaden)

F 196/1 Nr. 868 (Landesamt für die Wiedergutmachung, Außenstelle Freiburg)

 

 

 

© Recherche und Text:

Roland Maier, Stuttgart

Stand: Oktober 2023

www.kz-mauthausen-bw.de