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Hubert Hormes

(1876-1970)

Sozialdemokrat im Konstanzer Bürgerausschuss

 

12.07.1933 bis 31.08.1933 Schutzhaft
22.08.1944 Verhaftung
23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
30.10.1944 Entlassung aus dem KZ Mauthausen

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Hubert Hormes (Quelle: Staatsarchiv Freiburg)

Hubert Hormes, geboren am 12. Dezember 1876 in Krefeld, machte nach achtjährigem Besuch der Volksschule eine Lehre als Metallformer. 1894 wurde er Mitglied im Deutschen Metallarbeiter-Verband. Im Ersten Weltkrieg war er als Soldat an der Ostfront. 1919 kam Hormes nach Konstanz, wo er in der Schneckenburgstraße 23 (heute: Bücklestr. 50A) in unmittelbarer Nachbarschaft zu den im Maschinenbau tätigen Rieter-Werken wohnte. Dort arbeitete er in seinem Metallerberuf und war von 1924 bis 1933 Betriebsratsvorsitzender. Daneben hatte er weitere Ämter inne. Er hatte Leitungsfunktionen bei der Gewerkschaft, war Mitglied im Vorstand der Ortskrankenkasse und Vertreter beim Arbeitsgericht. Und nicht zuletzt war er als Sozialdemokrat in den Jahren von 1922 bis April 1933 Mitglied im Bürgerausschuss der Stadt Konstanz.

Seit 1902 war er in erster Ehe mit Elisabeth, geborene Becker, verheiratet, ab 1932 in zweiter Ehe mit Bertha, geborene Allner. Hubert Hormes hatte acht Kinder. Als seine Konfession gab er im Jahr 1944 "deutschgläubig" an. Demnach war er Mitglied der sogenannten Deutschen Glaubensbewegung, die sich als nicht-christlich verstand und in der völkische und freireligiöse Richtungen vertreten waren.

Als exponierter Sozialdemokrat und politischer Gegner der Nationalsozialisten kam er vom 12. Juli 1933 bis Ende August 1933 in Schutzhaft.

Nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurde er im Zuge der „Aktion Gewitter“ (genannt auch: „Aktion Gitter“) in den frühen Morgenstunden des 22. August 1944 auf Anordnung der Stapoleitstelle (Gestapo) Karlsruhe verhaftet und ins Landgerichtsgefängnis Konstanz gebracht. Mit ihm in Konstanz verhaftet wurden auch seine Parteifreunde Wilhelm Schroff und Karl Großhans. Am folgenden Morgen wurde er um 5 Uhr von der Gestapo abgeholt und in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass verschleppt (Häftlingsnummer 23315). Da das KZ-Hauptlager Natzweiler im September 1944 aufgegeben werden musste, wurde Hormes am 6. diesen Monats mit einem großen Sammeltransport, in dem sich auch weitere badische "Gewitter"-Häftlinge befanden, in das Konzentrationslager Dachau in Bayern verlegt (Häftlingsnummer 102118). Von dort kam er eine Woche später auf Transport nach Mauthausen, Ankunft im KZ am 16. September. Er erhielt die Mauthausen KZ-Nummer 98256, Kategorie „Polit“. Zum Arbeitseinsatz kam er in das Mauthausen-Außenlager Melk, wo unter dem Decknamen "Quarz" für die Untertage-Rüstungsproduktion der Steyr Daimler Puch AG gearbeitet wurde. Von Melk kehrte er am 7. Oktober ins Hauptlager zurück. Am 30. Oktober wurde er im KZ Mauthausen entlassen. Von den drei Konzentrationslagern, die er durchlaufen hatte, ist letzteres nach seinem eigenen Bekunden „am schlimmsten“ gewesen.

Wieder auf freiem Fuß fand er in Konstanz Arbeit bei der städtischen Müllabfuhr. Im November 1945 wurde Hormes zum Vorsitzenden der neu gegründeten Gewerkschaft Metall in Konstanz gewählt. Hormes‘ NS-Verfolgung beschäftigte noch in den 1960er-Jahren die Justiz. Am 18. Juni 1963 übersandte der Internationale Suchdienst (ITS) in Arolsen dem Oberstaatsanwalt Köln einen Dokumentenauszug über seinen KZ-Aufenthalt.

Hubert Hormes starb im Alter von 93 Jahren am 13. Oktober 1970 in Konstanz. An ihn erinnert seit September 2015 ein Stolperstein in der Bücklestraße 50A in Konstanz. Auf der Übersichtskarte ist diese Stelle markiert.


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen KL Natzweiler – Hubert Hormes
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer KL Mauthausen – Hubert Hormes
1.2.2.1 Listenmaterial Gruppe P.P. / Auszüge aus Gefangenenbüchern des Landgerichtsgefängnisses Konstanz
6.3.3.2 Korrespondenzakte T/D 401078

Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 179603 (Spruchkammer Südbaden)
F 196/1 Nr. 1066 (Wiedergutmachung)

Uwe Brügmann: Hubert Hormes (www.stolpersteine-konstanz.de)


© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Juni 2021
www.kz-mauthausen-bw.de