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Johannes Gruss (1881 - 1942)

19.12.1942 KZ Mauthausen
unbekannt KZ Gusen
30.12.1942 Tod im KZ Gusen

Johannes Gruss wurde am 26. Mai 1881 geboren. Die Eltern Matthäus und Barbara, eine geborene Sailer, wohnten damals in Stubersheim, einem heutigen Teilort von Amstetten im Alb-Donau-Kreis. Johannes verdiente sich seinen Lebensunterhalt als landwirtschaftlicher Arbeiter und Dienstknecht. Er war mit Katharine Weller verheiratet. Der gemeinsame Sohn Wilhelm kam im Januar 1920 zur Welt. Die Ehe wurde später wieder geschieden.

Als Johannes Gruss am 16. März 1934 ins Ludwigsburger Zuchthaus eingeliefert wurde, hatte er bereits eine dreimonatige Untersuchungshaft hinter sich. Über welche Delikte verhandelt wurde, geht aus der Akte nicht hervor. Seine Gesamtstrafe betrug zwei Jahre und sechs Monate und das voraussichtliche Strafende war auf den 15. Juni 1936 angesetzt. Allerdings wurde er an diesem Tag nicht entlassen, sondern vom Ludwigsburger Gefängnis in die Sicherungsverwahranstalt nach Straubing (Bayern) verlegt. Es ist nicht bekannt, welche Behörde für ihn wann und warum die Sicherungsverwahrung angeordnet hat. Der vermutliche Grund waren die 20 Vorstrafen, die das Strafregister vom 10. März 1928 auflistet. Dabei handelte es sich meist um Betrügereien. Gruss war sehr einfallsreich, wenn er Geld benötigte. Einmal gab er vor, einen Zuchtstier gekauft zu haben, und da ihm das Geld ausging benötige er 30 Reichsmark (RM). Ein anderes Mal gab er vor, den Geldbeutel zuhause vergessen zu haben und nun dringend 20 RM zu benötigen. Auch hat er wiederholt in Gastwirtschaften gespeist und getrunken, ohne dafür zu bezahlen. Die einem Gastwirt in Hohenstaufen schuldiggebliebene Zeche betrug 4,70 RM.

Am 19. Dezember 1942 traf ein Transport mit 51 Gefangenen, darunter Johannes Gruss, aus der Sicherungsverwahranstalt Straubing im KZ Mauthausen ein. Gruss erhielt die Häftlings-Nummer 8573 und galt von nun an als „Berufsverbrecher“ (BV), der den grünen Winkel der „Kriminellen“ tragen musste. Vom KZ Mauthausen wurde er ins nahegelegene KZ Gusen verbracht, wo er am 30. Dezember 1942 in Block 16 im Alter von 61 Jahren verstarb.

Im Raum der Namen auf der Homepage der Gedenkstätte Mauthausen wird Johannes Gruss zusammen mit mehr als 84.000 im Lagersystem Mauthausen verstorbenen Häftlingen genannt. Dies ist vermutlich ein erster und bislang einziger öffentlicher Hinweis auf sein Verfolgungsschicksal.

Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf die Lindenstraße 11 in Stubersheim (Amstetten). Die Adresse des Geburtsortes und des Wohnortes vor der Verhaftung sind nicht bekannt.


Quellen
Staatsarchiv Ludwigsburg E 356 d V Bü 360

ITS Digital Archive, Arolsen Archive:
1.1.26 Inhaftierungsdokumente Mauthausen/ Johannes Gruss

Memorial Mauthausen https://www.mauthausen-memorial.org


© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: Januar 2022
www.kz-mauthausen-bw.de