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Karl Teufel (1890 - 1964)

Badischer „Gewitter“-Häftling

1933 vier Monate Gefängnis
23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
26.10.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen

Image
Teufel, K
Karl Teufel. Passbild, um 1935. Privatbesitz Dieter Wieland, radolfzell-ns-geschichte.von-unten.org

Karl Teufel wurde am 18. November 1890 im badischen, damals dem Bezirksamt Kehl zugeordneten Willstätt (heute: Ortenaukreis) geboren. Er besuchte acht Jahre die Volks- und drei Jahre die Gewerbeschule und war von Beruf Elektriker. Im Ersten Weltkrieg, bei dem er in einem Infanterieregiment an der Westfront eingesetzt war, wurde er mehrfach verwundet und erhielt zwei militärische Auszeichnungen. Seit 1913 war er verheiratet mit Rosa, geborene Bohnenstengel (1893-1981), und hatte drei Kinder. Er wohnte in Radolfzell und war bei der dortigen Firma Allweiler als Elektromonteur beschäftigt.

Seit 1923 war er Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD) und saß 1930 als Kommunist im Radolfzeller Bürgerausschuss. Am 3. März 1933 wurde er in Radolfzell verhaftet und in Untersuchungshaft ins Ortsgefängnis verbracht. Er wurde beschuldigt, kommunistische Schriften in Umlauf gebracht zu haben. Am 24. Oktober 1933 verurteilte ihn das Amtsgericht Konstanz wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu vier Monaten Gefängnis, die mit der Untersuchungshaft als verbüßt galten. Aufgrund dieser Verurteilung verlor Teufel seinen Arbeitsplatz in Radolfzell und zog im März 1938 nach Überlingen am Ried (heute: ein Stadtteil von Singen am Hohentwiel). Eine Anstellung fand er erst wieder 1939 bei der Firma Fahr in Gottmadingen.1

Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) verhaftet. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am folgenden Tag wurde Teufel von der Gestapo – Stapoleitstelle Karlsruhe – in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23343 „Pol. R.D.“ - politisch reichsdeutsch). Als das Lager Natzweiler angesichts der näherrückenden Front wenig später aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Schutzhäftling Nummer 101806). Hier kam er in das KZ-Außenlager Allach, wo für den Flugmotorenbau bei BMW gearbeitet wurde. Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen. Am 26. Oktober 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen entlassen. Für die Wiedergutmachung war die Außenstelle Freiburg des Landesamts für die Wiedergutmachung zuständig.

Nach der Befreiung war Karl Teufel bis September 1946 Bürgermeister von Überlingen am Ried (Singen). Außerdem leitete er die KPD-Ortsgruppe Radolfzell. Er fand wieder bei der Firma Allweiler Arbeit, wo er bis zu seiner Pensionierung 1958 als Werkmeister tätig war. Er starb am 25. Juni 1964 in Singen.

Am 11. September 2015 wurde in der Konstanzer Straße 30/1 in Radolfzell für Karl Teufel ein Stolperstein gesetzt. Nachdem dieser nach Bauarbeiten 2018 spurlos verschwunden war, wurde im Oktober 2019 ein neuer Stein verlegt.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Karl Teufels Wohnort vor seiner Verhaftung: Überlingen am Ried in Singen am Hohentwiel.

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1 Diese wie auch weitere Angaben wurden der von Markus Wolter auf der Internetseite „Radolfzell zur NS-Zeit“ veröffentlichten Karl-Teufel-Biografie entnommen.


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Karl Teufel
1.1.6.1 Listenmaterial Dachau / Zugangsbücher des Konzentrationslagers Dachau
T/D 790828

Generallandesarchiv Karlsruhe      
Eintrag in 233 Nr. 41947, 51230

Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 18100    
F 196/1 Nr. 3677

Markus Wolter: Karl Teufel, in: Radolfzell zur NS-Zeit (https://radolfzell-ns-geschichte.von-unten.org/tiki-index.php?page=Karl-Teufel)

Radolfzell zur NS-Zeit (https://radolfzell-ns-geschichte.von-unten.org)

Südkurier v. 31.10.2019: Stolperstein in der Konstanzer Straße ist neu verlegt.


© Recherche und Text:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: März 2023
www.kz-mauthausen-bw.de