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Klemens Schorpp (1896 - 1949)

(1896-1949)

Badischer „Gewitter“-Häftling

23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
02.11.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen

Image
Schorpp, Klemens
Klemens Schorpp, Foto in seinem Legitimationsausweis für Opfer des Nationalsozialismus vom 11.6.1946,
StAF F 196/1 Nr. 1612

Klemens (Clemens) Schorpp wurde am 13. Juni 1896 im badischen Würmersheim (heute ein Stadtteil von Durmersheim im Landkreis Rastatt) geboren. Er besuchte an seinem Geburtsort acht Jahre die Volksschule und war von Beruf Bauarbeiter. Verheiratet war er mit Anna, geborene Schneider, und hatte fünf zwischen 1920 und 1941 geborene Kinder. Die Familie wohnte in der Alois-Degler-Straße 61 in Gaggenau.

Klemens Schorpp war Mitglied der KPD und ab 1928 im Bürgerausschuss seiner Heimatstadt. Nach der NS-Machtübernahme wurden bei ihm Haussuchungen vorgenommen und er erhielt Vorladungen zur Polizei.

Von August 1939 bis Februar 1940 war Schorpp bei der Wehrmacht. Ein Grund für die Entlassung ist nicht angegeben.

Am 22. August 1944 kurz vor 5 Uhr in der Frühe wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) in Gaggenau von einem Gendarmeriewachtmeister namens Löffel zur Polizeiwache verbracht. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am folgenden Tag wurde Schorpp von der Gestapo – Stapoleitstelle Karlsruhe – in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23153). Als das Hauptlager Natzweiler wenig später angesichts der näherrückenden Front aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Häftlingsnummer 101853 „Sch.“ - Schutzhaft). Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 99196 „Polit“).  Am 2. November 1944 wurde er mit den üblichen polizeilichen Meldeauflagen aus dem KZ Mauthausen entlassen. Schorpp: „Am schlimmsten war die Behandlung im K.Z. Mauthausen. Ich war derartig erschöpft, dass ich in den ersten 4 Wochen keine Arbeit verrichten konnte. Nach einigen Tagen der Beschäftigung musste ich ins Krankenhaus eingeliefert werden.“ Nach ärztlichen Befund machte er „einen schwerkranken Eindruck“. Er wog bei einer Körpergröße von 164 cm nur noch 50 Kilogramm.

Da er zu Schwerarbeiten nicht mehr fähig war, eröffnete er zu Jahresbeginn 1946 ein Lohnfuhrgeschäft.

Schorpp beantragte am 2. Februar 1946 Wiedergutmachung bei der Badischen Landesstelle für die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus. Am 11. Juni 1946 erhielt er von dieser Stelle einen Legitimationsausweis für die „Opfer des Nationalsozialismus“. Für die Wiedergutmachung war später das Landesamt für die Wiedergutmachung Freiburg zuständig.

Klemens Schorpp starb am 1. Februar 1949 in der Lungenheilstätte Ottersweier. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der KZ-Haft und der zum Tode führenden Erkrankung lag zwar nahe, konnte aber nicht bewiesen werden. Daher wurde ein Antrag auf Witwenrente abgelehnt. Die Wiedergutmachungsakte Schorpp wurde im März 1959 endgültig geschlossen

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Klemens Schorpps Wohnadresse Alois-Degler-Straße 61 in Gaggenau (Landkreis Rastatt).

 

Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Klemens Schorpp
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau – Klemens Schorpp
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Klemens Schorpp

Staatsarchiv Freiburg    
F 196/1 Nr. 1612 (Wiedergutmachung)
D 180/2 Nr. 180089
D 180/2 Nr. 100117 (Spruchkammer)

 

    © Recherche und Text:
    Roland Maier, Stuttgart
    Stand: Oktober 2023
    www.kz-mauthausen-bw.de