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Otto Birkenmeier (1909 - 1943)

Mit dem Fahrrad auf Diebestour

01.12.1942 KZ Mauthausen
31.01.1943 Tod im KZ Gusen

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Birkenmeier
         Otto Birkenmeier

Otto Birkenmeier wurde am 12. Mai 1909 in Eislingen geboren und wuchs zusammen mit seiner Schwester und den Eltern in Göppingen auf. Er besuchte die Volksschule, wechselte nach der 4. Klasse auf die Realschule und nach drei Jahren wieder zurück auf die Volksschule. Laut der Unterlagen des KZ Mauthausen war er Weber von Beruf.

Im Jahr 1924, er war 14 Jahre alt, kam er erstmals aktenkundig mit dem Gesetz in Konflikt. Das Jugendgericht Göppingen verurteilte ihn wegen Diebstahls zu sechs Wochen Freiheitsstrafe. Wenig später verhandelte dasselbe Gericht erneut gegen ihn. Dieses Mal lautete die Anklage auf „Sittlichkeitsverbrechen“ und brachte ihn für zwei Monate ins Gefängnis. Als er 1925 ein weiteres Mal wegen Diebstahls angeklagt war, veranlasste das Gericht seine Einweisung in eine Fürsorgeeinrichtung. Während seines dortigen fast zweijährigen Aufenthalts begann er eine Ausbildung zum Glaser, schaffte es jedoch nicht bis zur Gesellenprüfung.
Im Jahr 1928 stand er wegen „räuberischer Erpressung und versuchtem Totschlag“ vor Gericht und musste für drei Jahre und vier Monate ins Gefängnis. Seine letzte aktenkundige Verurteilung datiert vom Mai 1932. Ein „gemeinschaftlicher Diebstahl“ brachte ihn für zwei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Er hatte zusammen mit anderen mehrere Fahrräder entwendet und sich mit ihnen auf Diebestour durch „Arbeiterklubhäuser und Gastwirtschaften“ begeben.

Am 23. Februar 1935 wurde Otto Birkenmeier aus dem Ludwigsburger Gefängnis entlassen. In dem Abschlussgutachten der Gefängnisverwaltung ist über ihn zu nachzulesen, er habe sich zwar „anständig geführt“ und sei ein „heller Kopf, zurückhaltend, unzugänglich, stark kommunistisch angehaucht“ und „für gute Ratschläge“ wenig empfänglich, aber: „Ein Bewußtsein seiner Schuld ist wohl da, aber es geht nicht tief“.
Über den Zeitraum von der Entlassung aus dem Gefängnis im Februar 1935 bis zu der Ankunft im Konzentrationslager Mauthausen am 1. Dezember 1942 klafft eine Informationslücke. Es kann sein,  dass er, wie in vergleichbaren Fällen geschehen, aufgrund der Sozialprognose der Gefängnisverwaltung unmittelbar nach der Entlassung in ein Konzentrationslager eingewiesen oder vorerst entlassen und zu einem späteren Zeitpunkt erneut festgenommen und dann ins Konzentrationslager eingewiesen wurde.

Im KZ Mauthausen kam er in einem Transport von 35 sogenannten „Sicherungsverwahrten“ am 1. Dezember 1942 an, wurde als sogenannter „Berufsverbrecher“ ("BV"), mit der Häftlings-Nummer 15504 geführt und mit dem grünen Winkel der „Kriminellen“ gekennzeichnet. Vom KZ Mauthausen wurde Birkenmeier ins nahegelegene KZ Gusen I überstellt, wo er laut Sterbeurkunde am 31. Januar 1943 an einer „Bronchopneumonie“ im Alter von 33 Jahren verstorben ist. Die in den Todesmeldungen angeführten Todesursachen waren häufig fingiert und verschleierten die wahren Gründe. Die meisten KZ-Häftlinge gingen an den Lebens- und Arbeitsbedingungen zugrunde.

Im „Raum der Namen“ auf der Homepage der Gedenkstätte Mauthausen wird Otto Birkenmeier zusammen mit mehr als 84.000 im Lagersystem Mauthausen verstorbenen Häftlingen genannt. Dies ist bislang vermutlich der erste und bisher einzige öffentliche Hinweis auf sein Verfolgungsschicksal.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt auf die Wohnadresse der Familie Birkenmeier in der Lorcherstraße 22 in Göppingen. Die letzte Wohnadresse vor der Verhaftung ist nicht bekannt.

 

Quellen
Staatsarchiv Ludwigsburg E 356 d V Bü 51

ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.26 Inhaftierungsdokumente und Zugangsliste Mauthausen Otto Birkenmeier

Memorial Mauthausen https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org

Bildnachweis
Staatsarchiv Ludwigsburg E 356 d V Bü 51

 

© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: August 2021
www.kz-mauthausen-bw.de