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Otto Schneider (1898 - 1944)

Opfer der „Aktion Gewitter“

1933 KZ Heuberg
23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
04.10.1944 gestorben im KZ Gusen

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Schneider, Otto aus Ruch
Otto Schneider, 1933 KZ Heuberg. Bild: Ruch, Verfolgung S. 100; Stadtarchiv Offenburg

Otto Schneider wurde am 5. Mai 1898 im badischen Oberkirch im heutigen Ortenaukreis geboren. Er besuchte acht Jahre die Volksschule. Im Ersten Weltkrieg zog er sich 1918 eine Schußverletzung zu. Er hatte zwei Kinder und wohnte mit seiner Frau Maria, geborene Erlacher (gest. 1975), in der Ihlenfeldkaserne, später in der Vogesenstraße 41 in Offenburg.

Otto Schneider war Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und vertrat 1932 seine Partei im Stadtrat in Offenburg. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 flüchtete er ins nahegelegene Elsass, dann in die Schweiz, kehrte aber bald wieder zurück und wurde gefasst. Die badische NS-Zeitung "Der Führer" berichtete am 23. Mai 1933, dass Otto Schneider und ein weiterer "Kommunistenführer", die sich beide "seit Wochen verborgen hielten und sich so ihrer Inschutzhaftnahme entzogen hatten, in ihren in den Kasernen gelegenen Wohnungen überrascht und verhaftet" wurden. Beide wurden als aktive politische Gegner der Nationalsozialisten in das württembergisch-badische Konzentrationslager auf dem Heuberg verschleppt. Dort wurde Otto Schneider unter polizeilichen Meldeauflagen im Oktober 1933 entlassen. Danach war er erwerbslos und wurde zu Bauarbeiten am militärischen „Westwall“ dienstverpflichtet. Als seinen Beruf gab Otto Schneider 1944 „Pförtner“ an.

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Schneider, Otto aus Stolperseite
Otto Schneider im Kreis der Familie. Bild: Stadtarchiv Offenburg

Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) festgenommen. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am Tag nach seiner Verhaftung wurde Schneider von der Stapoleitstelle Karlsruhe in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23164, Kategorie „Pol. R.D.“). Als das Hauptlager Natzweiler wenig später wegen der heranrückenden Front aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Häftlingsnummer 102059). Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 99195). Zum Arbeitseinsatz kam er in das Mauthausen-Parallellager Gusen, wo er am 4. Oktober 1944 im Alter von 46 Jahren verstarb. Die Witwe wurde in die Offenburger Außendienststelle der Gestapo in der Weingartenstraße 6 zitiert, wo man ihr die Todesnachricht überbrachte.

Otto Schneider wurde vor Ort früh schon als NS-Verfolgter anerkannt, wie das Erscheinen seines Namens auf einer "Liste der betreuten Opfer des Nationalsozialismus von Offenburg" aus dem Jahr 1949 belegt. Die Witwe, die bereits vom Sonderstandesamt II Mauthausen eine Sterbeurkunde erhalten hatte, wandte sich im März 1956 an das Sonderstandesamt Arolsen (Nordhessen) mit der Bitte um eine weitere Sterbeurkunde, da sie auf ihre Anfrage in Mauthausen hin auf diese Stelle mit dem Hinweis verwiesen worden wäre, dass die Unterlagen von Mauthausen nach Arolsen gekommen seien. Der Internationale Suchdienst (ITS) in Arolsen stellte darauf in seinen Dokumenten weitere Nachforschungen an und die Witwe erhielt den entsprechenden Nachweis. Nachdem Jahre später dem ITS ein Teil der im KZ abgenommenen und erhaltengebliebenen Privatsachen zugegangen war, übersandte dieser im April 1964 der Witwe den Wehrpass des Verstorbenen. Weitere Gegenstände lagen nach Auskunft des ITS nicht vor.

Die Markierung auf der Übersichtskarte verweist auf Otto Schneiders Wohnadresse Vogesenstraße 41 in Offenburg (Ortenaukreis).


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Otto Schneider
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Otto Schneider
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Otto Schneider
Korrespondenzakte T/D 508888

Staatsarchiv Freiburg
F 196/1 Nr. 1478
D 180/2 Nr. 180083

Stadtarchiv Offenburg

Erinnerungen der Tochter Ella Ross, geborene Schneider (https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org)

Jenny Haas: Aufstehen gegen Rassismus Offenburg (https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/lokal/offenburg/)

Ursula Krause-Schmitt: Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Baden-Württemberg II. Frankfurt-Bockenheim 1997, S. 103.

Martin Ruch: Verfolgung und Widerstand in Offenburg 1933 - 1945. Offenburg 1995, S. 70, 98-102, 595.


© Recherche und Text:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Februar 2023
www.kz-mauthausen-bw.de