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Richard Männle

(geb. 1890)

Badischer „Gewitter“-Häftling

23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
31.10.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen

Richard Männle wurde am 1. April 1890 im badischen Durbach, einem Wein- und Erholungsort bei Offenburg, geboren. Er besuchte die Volks-, Fortbildungs- und Gewerbeschule und wurde Schriftsetzer. Als solcher war er dann bei der Buchdruckerei G.G. Uehlin in Schopfheim beschäftigt. Er war verheiratet mit Pauline, geborene Heckendorn, und hatte ein Kind. Die Familie wohnte in der Schlierbachstraße 11 in Schopfheim (Landkreis Lörrach). 1917, im Ersten Weltkrieg, wurde er mit der silbernen Karl-Friedrich-Verdienstmedaille am Bande ausgezeichnet.

Vor 1933 war er parteipolitisch und gewerkschaftlich organisiert und als Vertreter der SPD während einer Wahlperiode im Bürgerausschuss der Stadt Schopfheim.

Am 22. August 1944 wurde er im Zuge der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) verhaftet. Die Aktion betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und des Zentrums sowie weiterer Partien der Weimarer Republik. Am folgenden Tag wies die Gestapo – Stapoleitstelle Karlsruhe – Richard Männle in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass ein; Häftlingsnummer 23369 "Pol. R.D." (deutscher politischer Schutzhäftling).  Als das Hauptlager Natzweiler angesichts der näherrückenden Front wenig später aufgelöst wurde, wurde er am 4./6. September 1944 per Sammeltransport in das KZ Dachau verbracht (Häftling Nummer 101653). Bald darauf, am 14. September 1944, wurde er – ebenfalls per Sammeltransport mit zahlreichen weiteren badischen "Gewitter"-Häftlingen – dem Konzentrationslager Mauthausen überstellt, wo der Transport am übernächsten Tag eintraf. Männle erhielt die Mauthausen-Häftlingsnummer 98595 „Polit“ (Kategorie: Politisch). Am 31. Oktober 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen entlassen.

Der untersuchende  Schopfheimer Arzt attestierte ihm nach seiner Rückkehr einen „hochgradigen Erschöpfungszustand“ und empfahl eine Aufenthalt im Erholungsheim Hinterzarten.

Am 23. Januar 1946 stellte ihm die Badische Landesstelle für die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus einen sogenannten roten Ausweis aus, der ihn berechtigte, „bei allen Behörden und Dienststellen bevorrechtigt behandelt zu werden“. Für seine Wiedergutmachungsangelegenheiten war dann die Außenstelle Freiburg des Landesamtes für die Wiedergutmachung zuständig. Für die erlittene Freiheitsentziehung wurde ihm 1950 eine Entschädigung von 345.- DM zuerkannt. Wegen Schadens an Eigentum und Vermögen und im beruflichen Fortkommen erlielt er durch Vergleich am 19. Dezember 1953 eine Entschädigung von 481, 54 DM. Ein Antrag auf eine Erhöhung der Entschädigung wegen des Freiheitsentzugs wurde vom Landesamt für die Wiedergutmachung Freiburg im Mai 1959 zurückgewiesen.

Männle, der nach der Erholung von den KZ-Strapazen wieder bei seiner Firma als Schriftsetzer tätig war, ging am 1. Mai 1958 in Rente.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Richard Männles Wohnadresse Schlierbachstraße 11 in Schopfheim (Landkreis Lörrach).

 

Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Richard Männle
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau – Richard Männle
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Richard Männle

Generallandesarchiv Karlsruhe
Eintrag in 233 Nr. 41516 (= Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens vom Zähringer Löwen und der silbernen Verdienstmedaille am Bande der militärischen Karl-Friedrich-Verdienstmedaille / 1915-1916)

Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 222714 (Spruchkammer)
F 196/1 Nr. 726 (Wiedergutmachung)

VVN-Archiv Stuttgart
Da 37

 

    © Text und Recherche:
    Roland Maier, Stuttgart
    Stand: Oktober 2023
    www.kz-mauthausen-bw.de