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Rudolf Liebenguth (1911 - 1979)

17.09.1938 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Buchenwald
15.04.1940 KZ Mauthausen
06.05.1945 Befreiung im KZ Ebensee


Rudolf Liebenguth wurde am 2. Juli 1911 im badischen Kork (heute ein Stadtteil von Kehl) geboren und evangelisch getauft. Der ledige Student wohnte zeitweise in Karlsruhe-Dammerstock, in München und zuletzt vor seiner Verhaftung in Oberkirch (im heutigen Ortenaukreis) in der Adolf-Hitler-Straße 91 (heute: Hauptstraße). Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 schloss er sich für drei Monate einem Studentenreitersturm, der von der "Allgemeinen SS" geleitet wurde, an.  Abgesehen davon ist über sein Leben vor seiner Inschutzhaftnahme und nach seiner Befreiung ist nur wenig bekannt.

Am 17. September 1938 wurde er auf Anweisung der Gestapo München wegen seiner homosexuellen Orientierung in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 18631, Kategorie "§ 175 Schutz". Dieser (1935 erheblich verschärfte) Paragraf des Reichsstrafgesetzbuches stellte sämtliche sexuellen Handlungen zwischen Männern unter Strafe und wurde in den KZ als Häftlingskategorisierung übernommen.

Im Zuge der vorübergehenden Räumung des Lagers Dachau für Ausbildungszwecke der SS wurde Rudolf Liebenguth am 27. September 1939 zusammen mit 2138 weiteren Dachau-Häftlingen in das KZ Buchenwald (Häftlingsnummer 3399, "§ 175") überstellt. Auf einer Karteikarte ist vermerkt, dass er dort einem Arbeitskommando Steinbruch zugeteilt worden war. Des weiteren taucht sein Name in einem Verzeichnis von Buchenwalder KZ-Häftlingen auf, die zur Bestrafung in der Sonderabteilung waren. Vermerkt ist dort: ab 12. März 1940 - "bis auf weiteres".

Am 15. April 1940 brachte man ihn ins KZ Mauthausen (Häftlingsnummer 2698, Kategorie "§ 175"), wo er Block 7 zugeteilt wurde. Am 28. Mai 1942 wurde ihm laut Operationsbuch ein Abszeß am linken Unterarm geöffnet. Vom 10. Februar bis 9. März 1944 arbeitete er für das SS-Unternehmen "Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH" (DEST) im Mauthausener Steinbruch Wiener Graben oder in einem der Steinbrüche des KZ Gusen. Danach kam er in der Funktion als Blockschreiber in das KZ Ebensee am Traunsee, einem Außenlager (Deckname "Zement") des KZ Mauthausen, wo Stollen für die Rüstungsproduktion in den Berg getrieben wurden. Aus einer Ebenseer Liste vom 20. März 1945 über vorgesehene Prämien an Häftlinge geht hervor, dass ihm als Blockschreiber 2 Reichsmark Prämie gutgeschrieben werden sollten. Am 6. Mai 1945 wurde Rudolf Liebenguth in Ebensee befreit.

Von einem Wiedergutmachungsantrag oder -verfahren ist nichts bekannt. Wegen seiner kurzzeitigen Mitgliedschaft in dem SS-Reitersturm wurde er nach der Befreiung in seinem Spruchkammerverfahren von der Spruchkammer Karlsruhe Anfang Januar 1948 zunächst als "Belasteter" eingestuft. Liebenguth, der mittlerweile in Karlsruhe in der Neckarstraße 14 wohnte, legte in einem Brief gegen diese Einstufung Widerspruch ein und verwies auf seine 7-jährige KZ-Haft. Die Spruchkammer überprüfte seine Angaben und stellte dann das Verfahren ein, "da der Betroffene nicht belastet ist." 1979 starb Rudolf Liebenguth in Hamburg.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die letzte Wohnadresse von Rudolf Liebenguth vor seiner Verhaftung: Hauptstraße 91 in Oberkirch (Ortenaukreis).


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen/Rudolf Liebenguth
1.1.6.2. Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Dachau/Rudolf Liebenguth
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau/Rudolf Liebenguth
1.1.5.3. Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Buchenwald/Rudolf Liebenguth
DocID: 130134175
DocID: 130429360 (Zugangsbuch Dachau)
DocID: 6492673 (Buchenwald, AK Steinbruch)

1.1.5.1 / 5339337 Verzeichnis von Häftlingen, die zur Bestrafung in der Sonderabteilung waren/ KL Buchenwald
1.1.26.1 / 1312445 Liste von zur Musterung bestimmter Häftlinge/ KZ Mauthausen
1.1.26.1 / 1288903 Operationsbuch/KZ Mauthausen
1.1.26.1 / 1322295 Liste über Prämienzahlungen/KZ Ebensee

Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)

Generallandesarchiv Karlsruhe
465 h Nr. 27845 (Spruchkammerakte)

https://www.der-liebe-wegen.org/Rudolf Liebenguth (Biografie von Rainer Hoffschildt)

 

© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Januar 2023
www.kz-mauthausen-bw.de