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Wilhelm Brendle (1889 - 1940)

Illegale Betätigung für die Ziele der KPD

11.03.1933 bis 20.07.1933 Schutzhaft
05.08.1935 Verhaftung, Gefängnis in Ulm bis 08.02.1938
09.02.1938 Gestapo-Gefängnis Welzheim
25.03.1938 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
25.01.1940 gestorben im KZ Mauthausen

Wilhelm Brendle wurde am 10. Juli 1889 in Rommelsbach (heute ein Stadtteil von Reutlingen) als Sohn von Katharina Brendle geboren. Er war arbeitete als Gipser. Als Konfession gab er später „glaubenslos" an. Im Ersten Weltkrieg wurde Brendle verschüttet und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Seit 21. April 1919 war er verheiratet mit der 1898 in München geborenen Maria (Marie) Schuster. Am 6. Juli 1919 kam ein Sohn zur Welt. Die Familie wohnte in der Uhlandstraße 25 in Sindelfingen.

Seit 1919 war Wilhelm Brendle Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD) in Esslingen. 1931/1932 war er einige Wochen im Kampfbund gegen den Faschismus, einer Nebenorganisation der KPD, und einige Monate Mitglied der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO).

Im Zuge der vor allem auf aktive Kommunisten gezielten Verhaftungswelle in der Nacht zum 11. März 1933 wurde Wilhelm Brendle inhaftiert; anschließend kam er in das am 20. März 1933 errichtete Schutzhaftlager auf dem Heuberg bei Stetten am kalten Markt. Nach vier Monaten wurde er dort entlassen.

Am 5. August 1935 wurde er wegen illegaler Betätigung für die Ziele der KPD erneut verhaftet und kam in Untersuchungshaft nach Stuttgart. Das Oberlandesgericht Stuttgart (OLG) verurteilte ihn am 29. April 1936 zu 2 Jahren und 6 Monaten Gefängnis, die er bis 8. Februar 1938 in Ulm abbüßte. Zum Ende der Justizvollzugshaft ordnete die Gestapo, Stapoleitstelle Stuttgart, Schutzhaft gegen ihn an, weshalb er aus dem Ulmer Gefängnis in das Polizeigefängnis II in Stuttgart überstellt wurde. Über das Gestapogefängnis Welzheim kam er 25. März 1938 in das Konzentrationslager Dachau in Bayern, wo er die Häftlingsnummer 13690 „2x KL Sch. DR" (= zweimal in Schutzhaft, „rückfällig") zugeteilt bekam.

Bei der temporären Umnutzung des Lagers Dachau für Ausbildungszwecke der SS kam Wilhelm Brendle mit einem Transport von 1.600 Dachauer Häftlingen in das KZ Mauthausen, wo er weiter seine Dachauer Häftlingsnummer trug. Er starb am 25. Januar 1940 im Konzentrationslager Mauthausen im Alter von fünfzig Jahren. Die offizielle Todesursache lautete: „Gehirnschlag, Adernverkalkung". In den Dokumenten des KZ Mauthausen wurden die Angaben über die Ursachen für den Tod von Häftlingen in aller Regel gefälscht.

Image
Brendle_Wilhelm_Dachaukarte
Dachau-Schreibstubenkarte mit Datumstempel der Überstellung ins KZ Mauthausen, ITS Digital Archive, Arolsen Archives Dok. 10622186

Die Witwe und der Sohn, die zusammen später in Döffingen wohnten, stellten am 14. August 1947 einen Entschädigungsantrag beim Landesamt für die Wiedergutmachung. Am 6. März 1952 beantragte das Landesamt eine Inhaftierungsbescheinigung für Wilhelm Brendle beim Internationalen Suchdienst in Arolsen. Endgültig geschlossen wurden die Wiedergutmachungsakten erst 23 Jahre nach Brendles Tod. Für die bei der zweiten Verhaftung 1935 weggenommenen etwa 35 Bücher – darunter etliche von Karl Marx – erhielten die Erben, vertreten durch Alfred Hausser (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – VVN), nach einem Vergleich am 8. Januar 1963 beim Schlichter für die Wiedergutmachung beim Amtsgericht Stuttgart zusätzlich zur Wiedergutmachung 150.- DM Schadenersatz.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die Wohnadresse der Familie Brendle Uhlandstraße 25 in 71065 Sindelfingen.

 

Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau - Wilhelm Brendle
Korrespondenzakte T/D - 260356

Staatsarchiv Ludwigsburg
EL 350 I Bü 210
FL 300/33 I Bü 4306

VVN-Archiv Stuttgart WGA 107

Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)

 


© Recherche und Text:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: September 2021
www.kz-mauthausen-bw.de