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Wilhelm Kleissle (1889 - 1940)

Zeuge Jehovas

01.03.1937 Verhaftung in Konstanz
27.11.1937 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
23.04.1940 Tod im KZ Mauthausen

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Kleißle stehend
Wilhelm Kleissle mit einem Glaubensbruder

Wilhelm Friedrich Kleissle (auch: Kleißle) wurde am 19. Dezember 1889 in Windenreute (heute ein Stadtteil von Emmendingen) geboren. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs war er als Friseur in der Schweiz tätig. Danach arbeitete er als Grenzgänger in einer Schreinerei in Bottighofen (Thurgau). 1921 heiratete er Anna, geb. Rost. Das Ehepaar bekam die Kinder Anna, Friedrich, Ruth und Lothar und lebte in Konstanz, wo Wilhelm nun als Beizer und Polier arbeitete.

1923 schloss sich Wilhelm Kleissle den Ernsten Bibelforschern an und missionierte für sie in der Schweiz. Nach dem Verbot der Glaubensgemeinschaft (in Baden seit Mai 1933) nutzte er seine Schweizer Verbindungen für den Schmuggel religiöser Schriften nach Deutschland. Getarnt als Familienausflüge und mit einem präparierten Kinderwagen, in dem die Schriften versteckt werden konnten, überschritten Wilhelm und Anna Kleissle sowie die älteste Tochter Anna vielmals die deutsch-schweizerische Grenze.

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Kleißle_Familie
Wilhelm Kleissle mit seiner Ehefrau Anna
und den Kindern Anna, Friedrich, Ruth, Lothar (1931 oder 1932)

 Am 1. März 1937 wurde Wilhelm Kleissle wegen Schriftenschmuggel festgenommen und im Gerichtsgefängnis Konstanz inhaftiert. In seinem Prozess vor dem Sondergericht Mannheim wurde er wegen "Betätigung für die Ziele der Ernsten Bibelforscher" zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die angerechnete Untersuchungshaft verbüßt waren. Kleissle kam jedoch nicht frei. Wie in vielen ähnlichen Fällen verhängte die Gestapo Schutzhaft. Er wurde zunächst in das "Bewahrungslager" Kislau gebracht. Hier wurden vorzugsweise die Gefangenen in Baden, für die Schutzhaft beantragt worden war, bis zu ihrem Abtransport ins KZ interniert. Am 27. November 1937 schließlich wurde er im KZ Dachau mit der Häftlingsnummer 13080 registriert. Im Zuge der vorübergehenden Räumung von Dachau wurde er am 27. September 1939 mit einem großen Häftlingstransport, darunter zahlreiche Glaubensgenossen, in das KZ Mauthausen überstellt.

Die unmenschlichen Lebensbedingungen dort überlebte er nur knapp sieben Monate. Am 23. April 1940 wurde sein Tod, angeblich verursacht durch Herzschlag, vermerkt.

Am 22. Mai 2009 wurde vor seinem letzten Wohnsitz in der Ackertorgasse 10 (heute Ackertorweg) ein Stolperstein zu seinem Gedenken verlegt.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die letzte Wohnadresse von Wilhelm Kleissle, Ackertorweg 10 (damals Ackertorgasse) in 78462 Konstanz.

 

Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.2. Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Dachau, Wilhelm Kleissle

Generallandesarchiv Karlsruhe
521 Nr. 8504, 507 Nr. 1554-1555

Staatsarchiv Freiburg F 196/1 Nr. 11332 LAfWG

Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)

Memorial Mauthausen (online: https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)

Herrberger, Marcus: Biografie Wilhelm Kleissle in: (https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)

Moser, Arnulf: Biografie Wilhelm Kleissle (stolpersteine-konstanz.de)

Bildnachweis: Fotos von www.stolpersteine-konstanz.de/Wilhelm Kleissle

© Recherche und Text:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: August 2021
www.kz-mauthausen-bw.de