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„… dort auf der Treppe der Tränen“
Grußwort des Fachbereichs Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

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Rosen
KZ-Gedenkstätte Mauthausen

 

Mit der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann vor 90 Jahren die NS-Diktatur. Bald darauf wurden die ersten Konzentrationslager errichtet, um politische Gegner auszuschalten und die NS-Herrschaft mit dem Instrument des Terrors durchzusetzen.


Nachdem im März 1938 dann der „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich erfolgt war, wurde nur wenige Monate später das Konzentrationslager Mauthausen eingerichtet. Auch dort ließ das NS-Regime politische Gegner inhaftieren, ebenso Menschen, die als „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“ oder aus rassistischen Gründen verfolgt wurden. Nach Kriegsbeginn befanden sich Menschen aus ganz Europa unter den Häftlingen. Sie mussten in den Steinbrüchen von Mauthausen und in den Außenlagern des KZ-Komplexes Schwerstarbeit leisten. Zehntausende kamen zu Tode oder wurden ermordet.


Auch aus dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg wurde eine Vielzahl von Personen in das KZ-Lagersystem Mauthausen verbracht. Diesen mehr als 1.100 Häftlingen ist die Website „… dort auf der Treppe der Tränen“ gewidmet, die das Mauthausen Komitee Stuttgart e. V. mit enormem ehrenamtlichen Engagement erarbeitet hat. Namentlich Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann und Roland Maier haben eingehend zu den Häftlingen aus Baden, Württemberg und Hohenzollern recherchiert und geforscht, Forschungslücken geschlossen, die Ergebnisse zusammengetragen und hier nun für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Diese Pionierleistung hat die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, gemeinsam mit einem breiten Bündnis von Förderern, sehr gerne unterstützt. So steht mit der Website ein neues Informations- und Rechercheangebot zur Verfügung, das einen hohen Mehrwert für die Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit im Land und auch darüber hinaus hat. Das Internetportal enthält eine Fülle von Angaben und biographischen Daten, die das Schicksal und die Lebensgeschichte der Häftlinge, die aus dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg ins KZ-Lagersystem Mauthausen kamen, nachvollziehbar machen und für Forschende ebenso wie für Angehörige und Nachkommen ehemaliger Häftlinge wertvolle Informationen enthalten. Dabei hält es auch die Erinnerung an die Menschen wach, die vom NS-Regime verfolgt, inhaftiert, zur Zwangsarbeit gezwungen und ermordet wurden.


Weiterhin bestehen viele Anknüpfungspunkte für übergreifende historische Fragestellungen und neue Blicke auf die Geschichte und Funktion der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Dazu tragen auch die vom Mauthausen-Komitee Stuttgart e. V. aufbereiteten historischen Hintergrundinformationen bei, die neben dem KZ-System z. B. auch die Frage nach den Tätern und das Thema „Wiedergutmachung“ beleuchten.


All dies macht die Seite nicht zuletzt auch sehr wertvoll für die historisch-politische Bildungsarbeit und die Demokratiebildung. Vernetzt mit Gedenk- und Lernorten wie dem „Hotel Silber“ in Stuttgart oder dem Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg in Ulm sowie Einrichtungen wie den Arolsen Archives bietet sie eine wichtige Plattform des Wissenstransfers und Austauschs auf regionaler und überregionaler Ebene. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg dankt allen Beteiligten sehr für ihr Engagement in diesem bemerkenswerten Projekt und wünscht der neuen Website zahlreiche Besucher:innen.

 

Stuttgart, im September 2023    
Dr. Katrin Hammerstein, Leiterin des Fachbereichs Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg