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Fritz Jauch (1886 - 1940)

Beschaffte für kommunistische Gesinnungsgenossen einen Druckapparat

03.10.1933 bis 12.08.1934 Schutzhaft
19.05.1937 Verhaftung, U-Haft in Stuttgart, Strafanstalten Ulm, Schwäbisch Hall und Rottenburg
19.05.1939 Polizeigefängnis Welzheim
16.08.1939 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
20.01.1940 Tod im KZ Mauthausen

Fritz (Friedrich) Jauch, geboren am 24. Dezember 1886 in Furtwangen im Schwarzwald, war verheiratet mit Anna Jauch, geborene Schutheis. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Fritz Jauch betrieb bis 1932 in Schwenningen ein Geschäft „in Schreibwaren und Büchern“ sowie eine Großhandlung für Feuerwerk und Faschingsmasken. Daneben war er als Korrektor für den in der russischen Stadt Engels ansässigen Deutschen Staatsverlag der Wolgadeutschen Sowjetrepublik tätig. Im Januar 1933 gründete er in Stuttgart einen Großhandel für Reiseandenken, Geschenk- und Karnevalsartikel. Die Familie Jauch wohnte in der Gutenbergstraße 21 in Stuttgart, später in der Poststraße 7.

Bereits vor seinem Umzug nach Stuttgart hatte Jauch sich an den linken Arbeiterparteien orientiert. 1909 bis 1925 war er Mitglied der SPD, ab 1929 in der Kommunistischen Partei (KPD) in Rottweil. 1931 bis Juni 1932 saß er in Schwenningen im Vorstand der KPD-nahen Internationalen Arbeiterhilfe (IAH).

Am 3. Oktober 1933 – nach anderen Angaben bereits Mitte August oder im September – wurde Fritz Jauch als kommunistischer Nazi-Gegner in Schutzhaft genommen und kam vermutlich zunächst in das Lager auf dem Heuberg bei Stetten am kalten Markt und anschließend auf die Festung Oberer Kuhberg in Ulm, wo er im August 1934 entlassen wurde.

Am 19. Mai 1937 wurde er erneut verhaftet und vier Wochen später vom Strafsenat des Oberlandesgerichts (OLG) Stuttgart am 16. Juni 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Herstellung regierungsfeindlicher Schriften zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Anna Jauch erinnerte sich in einer eidesstattlichen Erklärung vom 24. Juli 1957: „Die Ursache der Inhaftierung war darin zu suchen, dass mein Mann für eine kommunistische Widerstandsgruppe eine Druckerei beschaffte. Diese Druckerei wurde dann von Gesinnungsfreunden bei meinem Manne abgeholt und wie ich selbst bei der Verhandlung erfuhr, in ein Waldversteck gebracht. Nachdem dieses Versteck von der Gestapo entdeckt wurde, erfolgte auch die Verhaftung meines Mannes. Im gleichen Prozess waren nach meiner Erinnerung ca. 12 Personen angeklagt. Von den Mitangeklagten war mir nur ein Fritz Sutter (siehe Biografie) dem Namen nach bekannt. Die übrigen Mitangeklagten kannte ich nicht. Ich war bei der Urteilsverkündung persönlich zugegen.“

Seine Haftstrafe verbüßte Fritz Jauch in den Gefängnissen Ulm, Schwäbisch Hall (ab Februar 1938) und Rottenburg (ab Juli 1938). Nach Strafende verbrachte ihn die Gestapo in das Polizeigefängnis Welzheim. Von dort kam er am 16. August 1939 in das Konzentrationslager Dachau, Häftlingsnummer 34870, Kategorie „Sch. 2 x KL“ (Schutzhaft, zum zweiten Mal im KZ). Anlässlich der temporären Umnutzung des Lagers Dachau für Ausbildungszwecke der SS wurde er mit einem großen Häftlingssammeltransport vom 27. September 1939 in das KZ Mauthausen verlegt. Dort ist er am 20. Januar 1940 im Alter von 53 Jahren verstorben. Die (fingierte) offizielle Todesursache lautete: „Arterienverkalkung, Gehirnschlag“. Sein Mithäftling Josef Kern aus Bietigheim versicherte hingegen, dass Fritz Jauch in Wahrheit im KZ Mauthausen "drei Betten neben ihm" an Hungertyphus gestorben sei.

Anna Jauch stellte im Dezember 1956 beim Landesamt für die Wiedergutmachung in Stuttgart einen Entschädigungsantrag. Sie war Mitglied in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und wurde von ihr vertreten. Anna Jauch und die beiden Töchter erhielten Einmalzahlungen wegen Schaden an Freiheit und im beruflichen Fortkommen. Anna Jauch konnte zudem eine kleine monatliche Witwenrente beziehen.

Fritz Jauchs letzte Wohnadresse in Stuttgart, Poststraße 7, existiert nicht mehr. Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die ungefähr entsprechende Stelle bei der heutigen Alten Poststraße in 70173 Stuttgart.

 

Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
Korrespondenzakte T/D 822082
6.3.3.2 / 106967142, Todesanzeige Friedrich Wilhelm Jauch, KZ Mauthausen, 29.01.1940
1.1.6.2. Individuelle Unterlagen Dachau – Fritz Jauch
1.1.6.7 Schreibstubenkarte Dachau /Dok. Nr. 10669226

Staatsarchiv Ludwigsburg
EL 350 I Bü 1069
FL 300/33 I Bü 4465

Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (DZOK) Häftlingsdatenbank (http://dzok.faust-iserver.de)

Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)


© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: April 2021
www.kz-mauthausen-bw.de