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Fritz Schweiger (1901 - 1940)

Widerständiger Schwetzinger Sozialdemokrat

14.04.1936 Verhaftung, anschließend Gefängnisse Mannheim, Karlsruhe und Ludwigsburg
19.10.1938 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
03.02.1940 Tod im KZ Mauthausen

Image
Schweiger, Fritz aus Betz
Fritz Schweiger. Foto aus: Frank-Uwe Betz, Verfolgte, Widerständige, Ausgebeutete, 2015, S. 37

Fritz (Friedrich) Karl Schweiger wurde am 14. Juni 1901 in Schwetzingen im heutigen Rhein-Neckar-Kreis geboren. 1922 wurde er Mitglied der SPD. Er war Ortsvereins-Schriftführer seiner Partei und auch Gewerkschafter. Fritz Schweiger war verheiratet und hatte zwei Kinder. Im Sommer 1933 wurde er "wegen politischer Unzuverlässigkeit" als Verwaltungssekretär bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Schwetzingen entlassen. Nach dem Verbot der SPD als Organisation im Juni 1933 betätigte Schweiger sich im illegalen regionalen Widerstand, indem er informelle Kontakte pflegte und sich an der klandestinen Verbreitung sozialdemokratischer Schriften, namentlich der vom Exil-Vorstand der SPD in Prag herausgegebenen Zeitung "Sozialistische Aktion", beteiligte.

Am 14. April 1936 wurde Schweiger in seinem Wohnhaus in der Schwetzinger Friedrichstraße verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Im Juli 1936 wurde er mit weiteren Personen vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe angeklagt, am Aufbau einer illegalen SPD in der Region Mannheim, Schwetzingen und Hockenheim beteiligt gewesen zu sein und illegale Druckschriften verbreitet zu haben. Schweiger wurde zu einer zweieinhalbjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Nachdem er diese in den Gefängnissen Mannheim, Karlsruhe und Ludwigsburg abgesessen hatte, wurde er von der Gestapo Karlsruhe am 19. Oktober 1938 in das Konzentrationslager Dachau verbracht (Häftlingsnummer 19131 „Sch.“ - Schutzhaft). Vom Dachau-Block III wurde er anlässlich der temporären Umnutzung des Lagers Dachau zu Ausbildungszwecken der SS am 27. September 1939 per Sammeltransport in das KZ Mauthausen überstellt. Dort starb er am 3. Februar 1940 unter ungeklärten Umständen im Alter von 38 Jahren. Das Totenbuch, in dem in aller Regel fiktive Todesursachen eingetragen wurden, vermerkt "Grippe" und "Herz- und Kreislaufschwäche". Einem nicht nachprüfbaren Bericht eines Mithäftlings zufolge habe Schweiger sich gegen die Brutalität eines SS-Manns gewehrt und sei darauf von diesem "mit einer MG-Salve" umgebracht worden. Dieser Angabe zufolge müsste Schweigers unmittelbarer Widersacher mit einer schweren und unhandlichen Kriegswaffe wie einem Maschinengewehr ausgerüstet gewesen sein, was aber eigentlich nur bei der äußeren Bewachung des Lagers, die mit den Häftlingen nicht in unmittelbaren Kontakt kam, der Fall war. Vielleicht meinte der Zeuge mit der Mordwaffe eine Maschinenpistole, dies ist jedoch Spekulation. Die Darstellung des verdienstvollen Biographen Friedrich Schweigers, Frank-Uwe Betz, aus dem Jahr 2015 bietet von dem dann folgenden Geschehen ein geradezu groteskes Szenario. Aufgrund der Todesnachricht habe sich Schweigers Ehefrau Paula mit ihrem Schwiegervater nach Mauthausen begeben, wo man ihnen hinter einer Tür Schweigers Leichnam gezeigt habe.1 Nur der Kopf sei unbedeckt gewesen, im Gesicht seien weiße Flecken zu sehen gewesen. Bei diesen habe es sich um mit Wachs überdeckte Einschusslöcher gehandelt.

Am selben Tag wie Fritz Schweiger starb ein weiterer Schwetzinger Bürger, August Kahrmann, im KZ Mauthausen. Ob es sich dabei nur um eine zufällige zeitliche Koinzidenz handelt, ist bisher ungeklärt. Schweigers Leichnam wurde im Krematorium Steyr eingeäschert.

In Schwetzingen gibt es eine Fritz-Schweiger-Straße.

Die Markierung auf der Karte zeigt Fritz Schweigers Wohnadresse Friedrichstraße 23 in Schwetzingen im Rhein-Neckar-Kreis.

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1 In einem Nebenraum unter der Garagenhofmauer rechts vom Treppenaufgang befand sich eine Totenkammer, in der manchmal eine Leiche aufgebahrt wurde, um sie bei erfolgter Benachrichtigung der Angehörigen vorzeigen zu können (Otto Wahl, Mauthausen begann in Dachau, Privatarchiv Otto Wahl)


Quellen und Literatur

Arolsen Archives
1.1.6 Konzentrationslager Dachau / Schreibstubenkarten Dachau – Friedrich Schweiger
0.1 / 43622615
0.1 / 43622616
0.1 / 43622617
0.1 / 43622619
0.1 / 43622621
0.1 / 43622622

Generallandesarchiv Karlsruhe
480 Nr. 15125
507 Nr. 6056 (Sondergericht Mannheim)

Staatsarchiv Ludwigsburg
E 356 d V Bü 1312

Ursula Krause-Schmitt u.a. (Red.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Baden-Württemberg I. Frankfurt/M. 1991, S. 140.

Frank-Uwe Betz: Widerstand und Verfolgung zur NS-Zeit im Raum Schwetzingen, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 155, Stuttgart 2007, S. 480-485.

Ders.: Verfolgte, Widerständige, Ausgebeutete. Über die Nazizeit in der Region Schwetzingen - Hockenheim. Heidelberg 2015, S. 37-39.

Ders.: Friedrich Schweiger, in: Raum der Namen, die Toten des KZ Mauthausen, o.O, o.J. (online, eingesehen 12.03.2021). Dort weitere Quellen- und Literaturangaben.


© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Juli 2021
www.kz-mauthausen-bw.de