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Paul Mischkowski (1897 - 1956)

Badischer „Gewitter“-Häftling

23.08.1944 KZ Natzweiler
16.09.1944 KZ Dachau
22.09.1944 KZ Mauthausen
29.09.1944 KZ Gusen
26.10.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen

Max Paul Mischkowski (auch: Mischkowitz) wurde am 30. Januar 1897 in Haspe/Westfalen (heute: Stadt Hagen) geboren. Er besuchte acht Jahre die Volks- und vier Jahre die Fortbildungsschule und war von Beruf Schlosser. Auf dem Fragebogen für Häftlinge des KZ Natzweiler ist abweichend als Beruf „Hobler“ angegeben.

Er war freireligiös und seit 1922 verheiratet mit Karolina Regina, geborene Schaaf (geb. 3.9.1899 in Tuttlingen). Das kinderlos gebliebene Paar lebte im südbadischen Stockach – zunächst in der Kirchhaldenstraße, seit Anfang Juni 1938 im neuerbauten Haus in der damaligen Schlageterstraße (heute: Heinrich-Bettingerstraße) 9. Beschäftigt war Paul Mischkowski beim ortsansässigen Zweigwerk der Gottmadinger Maschinenfabrik Fahr. Und er war Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD).

Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) festgenommen und um 11.45 Uhr ins Landgerichtsgefängnis Konstanz gebracht. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am frühen Morgen nach seiner Verhaftung wurde Mischkowski von der Gestapo zusammen mit weiteren Gestapo-Häftlingen (darunter Georg  Körner) im Gefängnis abgeholt und von der Stapoleitstelle Karlsruhe in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23326, Kategorie „Pol. R.D.“). Als das Hauptlager Natzweiler wenig später wegen der heranrückenden Front aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Häftlingsnummer 101814). Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 98702 „Polit“). Am 29. September kam er in das benachbarte KZ Gusen und von dort am 7. Oktober zurück nach Mauthausen. Am 26. Oktober 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen entlassen. Wahrscheinlich ist während der Zeit seines Aufenthalts im KZ Mauthausen sein Bruder im Kriegseinsatz ums Leben gekommen. Unterlagen des Stadtarchivs Stockach legen dies nahe. Es scheint dort ein Walter Mischkowski auf, der am 28. Oktober 1902 in Hagen geboren wurde und am 13. Oktober 1944 in dem nicht identifizierten Ort Selinkapo Czirokotal gefallen sein soll. Dieser Walter Mischkowski war verheiratet mit einer Schwester des ebenfalls im Zuge der „Aktion Gewitter“ ins KZ eingewiesenen Stockachers  Wilhelm Kempter.

Spätestens in der Nachkriegszeit war Paul Mischkowski wieder politisch aktiv: die KPD erwähnte in einer Antwort auf eine umfassende Erhebung der französischen Besatzungsmacht Mischkowski als Kassier. Als seine Wohnadresse erscheint im August 1945 die Stockacher Sägwerkstraße 3.

Für seine Entschädigungsangelegenheiten war die Außenstelle Freiburg des Landesamtes für die Wiedergutmachung zuständig. Am 18. Juni 1963 übersandte der Internationale Suchdienst (ITS) in Arolsen eine Inhaftierungsbescheinigung für Paul Mischkowski an den Oberstaatsanwalt in Köln für einen nicht genannten Verwendungszweck. Paul Mischkowski starb am 1. September 1956 in Stockach.

Die Markierung auf der Übersichtskarte verweist auf Paul Mischkowskis Wohnsitz in der heutigen Heinrich-Bettinger-Straße 9 in Stockach im Kreis Konstanz.


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Paul Mischkowski
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Paul Mischkowski
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Paul Mischkowski
DocID: 12058120 (Gefangenenbücher des Landgerichtsgefängnisses Konstanz)
DocID: 128452118 (Transportliste)
T/D 794793

Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 97707
D 180/2 Nr. 221410
F 196/1 Nr. 162

Stadtarchiv Stockach
A2, XIII. 1/40 (Verzeichnis polit. KZ-Häftlinge Stockach)
Auskunft v. 16.3. und 23.3.2023 mit besonderem Dank an Herrn Dominik Rimmele.

Hartmut Rathke: Der 20. Juli 1944 und die Stockacher Opposition gegen den Nationalsozialismus (https://www.hegau-geschichtsverein.de/wp-content/uploads/hegau_53_1996).

Hartmut Rathke: Stockach im Zeitalter der Weltkriege. Konstanz 2004, S. 302.


© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: März 2023
www.kz-mauthausen-bw.de